Unbroken

Unbroken ist Angelina Jolies zweite Regiearbeit (die Erste scheine ich verpasst zu haben) und erzählt die wahre Geschichte eines Soldaten und Olympiasportlers, der im zweiten Weltkrieg von den Japanern gefangen genommen und in ein Arbeitslager verfrachtet wurde.

"If I can take it, I can make it" - Louis "Louie" Zamperini

Wie schon bei Filmen zuvor, wusste ich nicht genau, was ich von Unbroken erwarten soll. Irgendwie schaffte ich es keinen Trailer davon gesehen zu haben, Angelina Jolie ist eine gute Schauspielerin, aber kann sie auch Regie führen? Weiters war es der zweite WWII-Film innerhalb einer Woche, daher war ich mehr oder weniger auf das Thema eingestellt und konnte die Vorstellung Vorurteilsfrei, soweit so etwas überhaupt möglich ist, besuchen. Das mich der Film aber noch Tage danach beschäftigen wird und mich auf einer Ebene berührt, wie es nur wenige Filme schaffen, hatte ich tatsächlich nicht erwartet.

Wenn ich jemandem die drei wichtigsten Bestandteile des Films aufzählen müsste, wären das die Kameraeinstellungen, die Schauspieler und der Soundtrack. Angelina Jolie versteht es wirklich einen Film zu machen. Sie holt das letzte aus ihren Schauspielern heraus und stellt die Ereignisse so überzeugend und authentisch dar, so dass ich mir nicht die Frage stelle, ob sie sich nicht zu viele dramaturgische Freiheiten erlaubt hat. Sie bringt mich tatsächlich dazu ihr zu glauben, dass es so und nicht anders war.
Die Bilder im Film sind atemberaubend und stellen die tragischen Ereignisse in keiner Weise übertrieben effektvoll dar. Die Musik untermalt an den richtigen Stellen das Geschehen und rundet das Gesamtpaket ab.

Jolie unterteilt den Film in drei Lebensabschnitte von Louis: Seine sportliche Karriere, sein Leben beim Militär (inkl. eines 45 tägigem Überlebenskampfes auf offener See) und seine Erlebnisse in japanischer Gefangenschaft.

Allein die körperlichen Veränderungen, die der Schauspieler Jack O'Connell und seine hervorragenden Kollegen durchmachen sind bemerkenswert. Von einem durchtrainierten Läufer und Soldaten, zu einem abgemagerten Schiffbrüchigen, der sich wieder etwas erholt und schließlich zu einem ausgezehrten Kriegsgefangenen verkommt, werden alle Facetten geboten. Mich würde sehr ein making-of interessieren. Sind die Szenen in der Reihenfolge der körperlichen Veränderungen gedreht worden?

Der Kampf um Leben und Tod auf hoher See ist fantastisch dargestellt. Mit den Bildern, die der Kameramann Roger Deakins liefert, hat man als Zuschauer tatsächlich das Gefühl, mit auf dem Rettungsboot zu sitzen und nichts als das weite Meer vor sich zu haben. Da freut man sich dann mit den drei Soldaten, als sie mit bloßen Händen (!) einen Hai aus dem Meer fischen und endlich etwas zu essen bekommen.

Nachdem dann letztlich zwei (Louis und Phil) von ihnen gerettet werden, gibt es noch kurz einen letzten heiteren Satz von Phil, bevor der Film zu einem beinharten Drama wird, welches wenige Aussichten auf ein gutes Ende bietet. Die Folter, die Louis (er wird hier gänzlich zur zentralen Figur) erleidet ist unbeschreiblich grausam. Mit jeder Minute die vergeht bekommt man mehr Hass auf die Japaner und den Kriegsverbrechen, die sie an ihren Gefangenen verüben. Die tragischste Szene war für mich, als der psychopathische und völlig verrückte Lager-Leiter Watanabe, der einen unverständlichen Hass auf Louis hat alle (!) Gefangenen dazu zwingt, einzeln Louis mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Die Zeit, die vergeht, bis alle durch sind, scheint endlos und die untergehende Sonne macht deutlich, wie lange das Prozedere tatsächlich dauert. Schließlich müssen drei japanische Soldaten den Geschlagenen halten und seinen Kopf stützen, da er einfach nicht mehr kann. Allein der Gedanke an diese Szene erhöht wieder meinen Puls, macht mich betroffen und wütend.

Dieser Film hat mir wieder deutlich gemacht, dass es wichtig ist, unsere Vergangenheit nicht zu vergessen, sondern aus ihr zu lernen und die Fehler nicht zu wiederholen. Wir Menschen haben es leider zu einer Kunst werden lassen, so genannte Feinde und Gegner zu demütigen, foltern, hinrichten. Warum?

Am meisten überraschte mich das Ende des Filmes, dass das Leben von Louis Zamperini, der im Jahr 2014 im Alter von 97 Jahren gestorben ist, nach der Befreiung durch beschreibende Texte, echte Fotos und Videoaufnahmen beschreibt. Seine Charakterstärke und Persönlichkeit ist inspirierend und bewegend. Er hat meinen tiefsten Respekt und ich danke Angelina Jolie, dass sie diesen Film gemacht hat!
Ausnahmsweise sehe ich davon ab, diesen Film mit einer Punktzahl zu bewerten, da es mir einfach falsch erscheint.

Hier der Link zur imdb-Seite des Films

Bis demnächst
Chris

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