Klaus #1

Bei uns in Europa ist die Geschichte des Weihnachtsmannes (im englischen Santa Claus) eher weniger bekannt. Als ich noch ein kleines Kind war glaubte ich eher an das Christkind, das immer zu Weihnachten die Geschenke brachte und natürlich war es nur den Eltern vorbehalten, dieses scheue, flüchtige Wesen zu sehen. Doch langsam aber sicher, sind auch unsere Feiertage von einer Art Amerikanisierung betroffen, es wird nicht mehr lange dauern und auch wir feiern Thanksgiving. An sich ist dies natürlich nichts schlechtes, doch wenn man sich an solchen Feiern beteiligt, sollte man dies nicht nur um des Feierns Willen machen, sondern dabei auch immer den Ursprung dieser Tradition im Auge behalten. Grant Morrison hat sich nun dem Mythos des Weihnachtsmannes angenommen und verpasst ihm eine hoffentlich ordentliche Origin-Story.

  • Creator, Writer: Grant Morrison
  • Illustration and Cover: Dan Mora
  • Letters: Ed Dukeshire

“Who’s in charge here that turned an honest town into a hornet’s nest of thieves and liars?” - Klaus

©Boom!Studios

Wer ist der Weihnachtsmann? Wenn ich an diesen Mann denke, der uns doch so oft in Filmen und Serien begegnet, dann ist es meist ein dicklicher, fröhlicher Mann mit einem weißen Flauschebart, grellrotem Gewand, Kinderfreundlich und natürlich mit einem dicken Sack voller Geschenke bestückt.

Sieht man sich dann die Previewbilder oder das Cover an, dann scheint Santa einen richtig schlechten Tag hinter sich zu haben. Nicht nur wurde sein äußeres überarbeitet, dieser Klaus ist eher ein Sexsymbol à la Wolverine - es fehlen nur mehr das klassische Holzfällerhemd und eine Axt in seiner Hand - er macht auch den Eindruck, als wolle man sich mit ihm nicht anlegen. Ich wusste nicht was ich von dieser Überarbeitung halten sollte. Es war natürlich klar, das ein jüngerer Santa auch anders aussehen musste als der alte Mann, den wir kennen. Doch ihn gleich zu einem Superman aufzupumpen, ist vielleicht dann doch etwas zu viel. Ich habe es aber vermieden, vorschnell mein Urteil zu fällen, da ich neutral an den Comic herangehen wollte. Die Zeichnungen von Dan Mora, die man vorab gesehen hatte versprachen auf alle Fälle spannend zu werden.

Fangen wir auch gleich mit diesen an. Es gibt an zwei Stellen einige Doppelseitige Abbildungen, die auch sinnvoll eingebaut und genutzt wurden. Manchmal verwenden Künstler ja diese Art der Darstellung um eine Art Schockmoment hervorzurufen, eine kurzzeitige Überforderung des Lesers, der sich in solch einem Bilde erst echt finden muss. Dan Mora setzt sie am Anfang sehr passend dazu ein, einen Überblick zu geben. Im Film gibt es die so genannten “establishing shots”. Genau das ist hier auch der Fall. Es wird ein super Überblick über die Landschaft gegeben, man findet sich zurecht und kann die Stimmung vollends einfangen. Bis zum Ende sind es dann weitgehend klassische Panelstrukturen und man kann sich auf die Geschichte konzentrieren. Die Charaktere und Schauplätze sind gut ausgearbeitet und es macht Spaß, den Protagonisten und Antagonisten, so will ich sie mal nennen, beim Handeln zuzusehen. Am Ende gibt es dann wieder Doppelseitige Abbildungen. Hier eher zu Demonstrationszwecken, um die neue, mystische Umgebung einzufangen. Die Zeichnungen sind wirklich fantastisch und unterstreichen gut die großartige Geschichte.

Anders als erwartet, ist Klaus kein Badass. Wenn man ihm im dunklen begegnet, dann reicht er einem eher eine Kerze und bringt dich wohlbehalten nach Hause, als dass er sich anschleicht und einen zu Tode erschreckt. Wenn er spricht, habe ich zwar eine tiefe, raue Stimme im Ohr, doch zugleich ist sie sanft und vermittelt Wärme und Geborgenheit. Es wird auch deutlich, dass er Kinder sehr gern hat und man sie in seiner Nähe auch gut behandeln soll. Alles was ich damit sagen will ist, dass Grant Morrison nicht, wie auf dem Cover vorgetäuscht wird, eine komplett andere Geschichte mit Klaus als zufälligen Charakter erzählt. Er hält die Tradition und den Kern des Charakters hoch und bleibt ihnen treu. Der ganze Comic strahlt diese Aura aus und es macht einfach Lust diesen Charakter und seinen unerwarteten Gefährten über die sechs Ausgaben zu begleiten.

Natürlich darf bei solch einer Geschichte auch ein Gegenpart nicht fehlen. Das Stadtoberhaupt von Grimsvig, welcher diese einst fröhliche, heitere Stadt in einen Ort des Schreckens und der Einsamkeit verwandelt hat, ist der klassische Bösewicht für solch eine Geschichte. Er mag zum Beispiel keine Kinder und seine gesamte Haltung wirkt befremdlich, geradezu unsympathisch. Sein eigenes würde man als verzogenes, verwöhntes Gör bezeichnen - wie soll man bei solch einem Vorbild auch anders sein. Auch wenn dies nun wie eine altbekannte Kombination erscheinen mag, so schaffen es die Verantwortlichen doch, dass mir die Geschichte nahe geht. Gerade wegen dieser Einfachheit, so scheint es zumindest, kann man sich auf die Charaktere konzentrieren, ihre Einführung, Weiterentwicklung und schließlich einen Abschluss finden, der ihnen gerecht wird. Ich habe in dieser Ausgabe keinen Grund gefunden, nicht hoffnungsvoll den nächsten Ausgaben entgegen zu blicken und bin sehr neugierig auf die weiteren Geschehnisse.

bis demnächst
Chris

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