The Walking Dead Book 2

Der schnelle Wechsel zwischen Comic und Serie zeigt seine ersten Nachwirkungen und ist mir mit diesem Buch so richtig bewusst geworden. Schwerpunkt hierbei sind die Charaktere. Beide Medien teilen sich zwar welche, doch es gibt auch große Unterschiede, was dazu führt, dass jedes Team seine eigene Dynamik hat. So empfinde ich das Serien-Team als deutlich angespannter, getrennter und das Comic-Team mehr als eine Einheit.

  • Creator, Writer, Letterer: Robert Kirkman
  • Penciler, Inker, Cover: Charlie Adlard
  • Gray Tones: Cliff Rathburn
  • Letterer: Rus Wooton
  • Erstveröffentlichung: 2007
  • Ausgaben: #13 - #24

“Don’t you get it? We ARE the walking dead!” - Rick

In dem Buch gibt es wieder zwei Kapitel. Sie tragen die Titel “Safety behind bars” und “The heart’s desire”. Es spielen beide davon im Gefängnis und wie es aussieht, werden wir auch noch eine Zeitlang dort verweilen. Dadurch wurde mir bewusst, warum dieser Ort auch in der Serie so einen zentralen Punkt darstellt. Es ist auch ein faszinierender Schwerpunkt für einen ausgedehnten Handlungsstrang, der viel Potential für spannende Geschichten und Erfahrungen birgt. Die einzelnen, voneinander abgeriegelten Blocks, alle möglichen versteckten und verwinkelten Räume, außerdem enthält er eine Bibliothek, einen riesigen “Garten” und einen Generator. Anders als im ersten Buch auf der Farm, scheinen wir hier nicht zu einem Punkt zu kommen, wo wir mal drei Wochen überspringen, sondern im Detail mitbekommen was sich abspielt und wie sich die Gruppe weiterentwickelt.

Anfangs sind sie noch eine große Familie, die gemeinsam im RV übernachtet, doch nach und nach zerschlägt sich die Gruppe in einzelne Fragmente und diverse, vorschnelle Entscheidungen zeigen Konsequenzen und das nicht nur an der Führungsposition von Rick. So entfernen sich zum Beispiel Glenn und Maggie immer weiter von den anderen und genießen ihre junge, frische Liebe (ich hoffe ehrlich, dass die beiden noch länger zu leben haben, besonders, da die Darstellungen der beiden so liebevoll gestaltet sind).

Es hilft auch nicht, dass sie vier neue Mitglieder ins Team bekommen, die eine potentielle Bedrohung darstellen. Es geschehen grausame Morde an den beiden Zwillingen. Dexter ist zwar zu offensichtlich nicht der Täter, doch dass er sich später als Revolutionär versucht hatte ich nicht erwartet. So ist dann ausgerechnet Axel, derjenige, der sich am besten in die Gruppe eingliedert, auch wenn er noch eher ein Außenseiter bleibt und gemieden wird. Er könnte sich zu einem wertvollen Teil des Teams entwickeln und für Hershel scheint er ein wichtiger Teil beim Ackerbau zu werden.

Rick driftet immer weiter in eine Psychose ab und man merkt ihm deutlich die Last an, die er zu tragen hat. All die Entscheidungen die er für alle treffen muss, der Druck um das kommende Baby, alles treibt ihn auch dazu einen Mord zu begehen und Allen ein Bein zu amputieren - auf wirklich grausame und billige Art und weise (selbst ich wüsste, dass ich vor dem abtrennen zumindest das Bein abbinde und nicht einfach mit der Hacke darauf einprügle). All das gipfelt in einer gewaltigen Auseinandersetzung mit Tyreese. Am Ende hat er sogar ein Blackout und ist für über 25 Stunden außer Gefecht.

Während seiner Abwesenheit trifft die Gruppe eine Entscheidung, die ich ehrlicherweise nicht erwartet hätte: Sie wählen keinen neuen Anführer, sondern ein Komitee, dass sich immer gemeinsam beraten und dann die Entscheidungen treffen soll. Auch wird angesprochen, dass sich keine Frauen darin befinden. Die Ausrede, dass keine wollte finde ich zwar etwas an den Haaren herbeigezogen, denn Andrea hätte sich angeboten, doch damit müssen wir uns erst einmal abfinden.

In der Serie sind wir noch weit davon entfernt, so etwas wie eine demokratische Struktur aufzubauen, immerhin hat Rick dort gerade erst eine Diktatur ausgerufen (Ähnlich wie der Imperator bei Star Wars das galaktische Imperium ausruft, nur nicht ganz so subtil). Mal sehen wie die Entscheidungen ausfallen, denn wenn es Schlag auf Schlag kommt, haben sie nicht viel Zeit sich zu beraten, dann kommt es darauf an, wer sich durchsetzen kann.

Es sind auch ähnliche Motive in beiden Medien zu erkennen. Zum Beispiel wird im Comic auch das Thema Hinrichtung angesprochen, auch wenn es nicht so beeindruckend und emotional dargestellt wird, wie in der Serie. Dies ist mir auch schon in der zweiten Staffel aufgefallen: Auch wenn es die ein oder andere, größere Diskrepanz zwischen der Vorlage und der Serie gibt, die wichtigen, prägenden Unterhaltungen und Aussagen sind vorhanden. Teilweise werden sie von anderen Personen getätigt, zu denen es dann besser passt, aber mir gefällt die Treue, die die Autoren an den Tag legen sehr.

Auch visuell weiß der Comic wieder zu beeindrucken. Der Schwerpunkt der Zeichnungen liegt zwar deutlich auf den Charakteren, doch während der Unterhaltungen wird deutlich, dass wir uns nicht mehr im einer freien Umgebung befinden, sondern in einem Gefängnis. Die Künstler arbeiten mit viel schwarz und dunklen Schattierungen, womit der ganze Comic düsterer und verschwörerischer wirkt als die vorhergehenden.

Dies macht den Teil besonders spannend und mein Blick flog nur so über die Sprechblasen und Panels hinweg, da ich umbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Ein Punkt, den ich auch schon bei früheren Comics erwähnt hatte ist, dass man sich teilweise zusammennehmen muss und innehalten, um die großartigen Zeichnungen zu genießen. Besonders im zweiten Teil gibt es vermehrt doppelseitige Panelstrukturen und eine markante, ebenfalls doppelseitige Darstellung, während Ricks und Tyreeses Kampf, hat es mir besonders angetan. Hier zeigt sich das ganze Talent der Künstler. Die Mimik und Brutalität, das Spiel mit den Schattierungen, einfach alles an dem Bild gefällt mir. Jetzt noch der Titel in eine Ecke und man könnte es als Poster aufhängen.

Einziger Nachteil bei schwarz-weiß Zeichnungen ist, dass man tendenziell nicht weiß, wann es wirklich dunkel ist, oder wann es beginnt Nacht zu werden. So muss dies über die Unterhaltungen wiedergegeben werden, was manchmal gut eingebaut wird, teilweise aber so offensichtlich ist, dass es mich aus der Geschichte herausreißt. Es war aber wieder ein gutes Kapitel aus der Welt von “The Walking Dead” und auch wenn das Gefängnis ein toller Schauplatz ist, hoffe ich, dass wir bald weiterziehen werden und neue Umgebungen erkunden.

bis demnächst
Chris

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