Hannibal Season 1

Ich habe es endlich über mich gebracht mit der Serie Hannibal zu beginnen. Diese hat mich dann gleich so sehr gefesselt, dass ich innerhalb einer Woche mit den ersten beiden Staffeln durch war und in mir das Bedürfnis stieg, darüber schreiben zu müssen. Daher gibt es nun eine dreiteilige Reihe, die sich der wunderbaren Serie widmet. An dieser Stelle auch die Warnung vor Spoiler, wer also die Serie noch nicht gesehen hat, schaut sie euch kurz an und kommt dann wieder…

  • Based on Characters from Red Dragon by Thomas Harris
  • Developed by Bryan Fuller
  • Starring: Hugh Dancy, Mads Mikkelsen, Caroline Dhavernas, Hettienne Park, Laurence Fishburne
  • Composer(s): Brian Reitzell
  • Cinematography: James Hawkinson, Karim Hussain
  • Erstveröffentlichung: 4. April, 2013 auf NBC

“Never apologize for coming to me. Office hours are for patients. My kitchen is always open to friends. “ - Hannibal

Bevor ich mit der Besprechung er Staffel beginne, möchte ich vorher noch einmal kurz versuchen, die Serie in dem Hannibal-Universum einzuordnen. Ich zähle dabei die drei Filme mit Sir Anthony Hopkins in der Hauptrolle und das Prequel Hannibal Rising. Alle vier Filme werde ich mir nach dem Ende der dritten Staffel mal wieder ansehen müssen, da nun doch schon wieder einige Jahre seit der letzten Begutachtung vergangen sind. Doch die Erinnerung reicht noch soweit aus, dass ich zumindest sagen kann, viele oder zumindest einige Charaktere, die in der Serie vorkommen wiedererkannt zu haben. Vielleicht bekommen die Filme dadurch auch noch einmal eine neue Dimension, da man erkennt, welche Hintergründe und Geschichten die Figuren begleiten. Zeitlich würde ich sie eindeutig vor dem ersten Film “Das Schweigen der Lämmer” bzw. chronologisch betrachtet “Roter Drache” einordnen. Da wir nun also eine ungefähre Ahnung haben, wo wir die Serie einordnen müssen, können wir mit der ersten Staffel beginnen:

Diese schockiert besonders durch die langsame, psychische Dekonstruktion und Manipulation von Will Graham. Dieser Prozess findet so langsam und unaufgeregt, zumindest wenn man Hannibal betrachtet, statt, dass ich als Zuschauer des öfteren unsicher war, ob er nun wirklich von Hannibal derart beeinflusst wird oder es sich nicht doch um eine für ihn natürliche Reaktion auf die immer wieder intensiven Morde ist. Erst am Ende wird es am deutlichsten, als er mit einer körperlichen Erkrankung im Krankenhaus landet. Der Schauspieler Hugh Dancy geht wunderbar in der Rolle des Ermittlers auf und gekoppelt mit den fantastischen visuellen Darstellungen, wenn er sich in den Kopf eines Mörders versetzt, entstehen Szenen und Sequenzen, die einer genaueren Betrachtung bedürfen um ihre vollkommene Schönheit bewundern zu können, entsteht eine komplexe Studie eines gebrochenen Genies. Wenn er sich in einen Tatort verliert, werden wir als Zuschauer in den Kopf von Will platziert und dürfen Zeugen eines tollen Schauspiels werden: Das Ausblenden der störenden Figuren und Gegenstände, das in Zeitlupe rückwärts ablaufende Geschehen, Wills Positionierung als Mörder und so weiter. All dies läuft immer wieder auf die gleiche Weise ab, womit sich mit der Zeit etwas vertrautes einstellt, dass allerdings nie langweilig wird. Umso erschreckender ist es dann, wenn er die Kontrolle verliert und Blutüberströmt aus einem Raum kommt. Hat er es getan? Ist er wirklich ein Mörder?

Die Spiele, die sich Hannibal mit seinem Patienten leistet, finden auf höchsten Niveau statt und führen dazu, dass man sich als Zuschauer selbst des öfteren fragt, was denn jetzt von dem dargestellten Real ist und was nicht. Mads Mikkelsen ist die perfekte Wahl für den wohl bekanntesten Psychopathen der Welt. Er hat eine solch immense Ausstrahlung und Aura um sich, steht für Bildung, Qualität und Genuss in all seinen Lebensbereichen, dass es eine morbide Faszination darstellt, ihn bei seinen Handlungen zu beobachten. Die Parallelmontagen zwischen dargestellten Morden und seiner leidenschaftlichen Kochkunst sind ebenso überzeugend, wie Tatsache, dass ich mich immer wieder Frage: Welches Fleisch essen sie nun wirklich?

Nach und nach löst sich in der ersten Staffel die Identifikationsfigur des Zuschauers, welche meiner Meinung nach Will Graham war, mit der Zeit auf. Diese nimmt dann oder war es auch schon immer, Jack Crawford ein. Der von Laurence Fishburne fantastisch dargestellte Leiter der BAU, ist zwar auch kein wirkliches Vorbild, da er Will immer weiter treibt, bis er schließlich bricht, doch von den dreien scheint er dem Zuschauer noch einer besserer Leitfaden zu sein. Interessant ist, dass es eigentlich keinen “normal” handelnden Menschen in der Serie gibt. Es scheinen alle zu morden, zu manipulieren und das Gesetz zu brechen, wie es ihnen gerade passt. Meist müssen sie für ihre Handlungen dann auch Buße tun, meist indem sie auf Hannibals Teller landen, doch oft genug, kommen sie auch ungeschoren davon.

So habe ich mich dann des öfteren gefragt, auf welcher Seite ich eigentlich stehe. Denn im Prinzip ist es eine Wahl zwischen mehreren Inkarnationen des Teufels. Egal ob Abigail, die Reporterin Freddie Lounds und so weiter. Zwar könnte man nun sagen, ja aber die Alana Bloom ist doch ganz OK. Schon, jedoch ist diese so naiv, dass es beinahe körperlich weh tut.

Visuell ist die Serie genauso fantastisch aufbereitet, wie die Speisen von Hannibal. Jede einzelne Einstellung passt, verdichtet die Atmosphäre und trägt ungemein zur Spannung bei. Die Kombination aus praktischen Effekten und CGI (es ist mir nie irgendetwas störend aufgefallen, außer vielleicht der Hirsch, aber so ein Geschöpf ist dann doch etwas komplexer zu gestalten), vermischt sich zu einem guten Gesamtprodukt, welches man sich durchaus noch öfter ansehen kann. Auch die Musik passt immer gut zu den Szenen und Vermitteln speziell in Hannibals Fall ein gewisses Niveau und Intellektualität.

Nachdem die Autoren schon in der ersten Staffel so kreativ und grausam mit den Morden waren, ich empfehle nicht nebenbei etwas zu essen, war ich dann äußerst gespannt, was mich in der zweiten Staffel erwarten würde.

bis demnächst
Chris

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