The Beauty #1

Vor zweit Monaten ist eine neue Image Reihe gestartet, die ich erst letztens entdeckt habe. “The Beauty” bedient sich einer Prämisse, die so genial, wie auch einfach ist und sobald man erst einmal anfängt darüber nachzudenken, lässt einen das Thema nicht mehr los und es schwebt ununterbrochen eine Frage im Kopf herum: Was würde ich tun?

  • Story: Jeremy Haun, Jason A. Hurley
  • Art: Jeremy Haun
  • Color: John Rauch
  • Lettering & Design: Fonografiks

“I never wanted this. I’m not one of those assholes who went out and got it on purpose. ... It’s a fucking disease!” - Vaughn

Sexuell übertragbare Krankheiten gehören als Thema genauso in unsere Gesellschaft wie Smartphones. Sie sind zum Glück nicht so weit verbreitet, doch sie schweben wie ein Damoklesschwert über uns. Auch wenn manche mittlerweile kein größeres Problem mehr darstellen, handelt es sich doch um Krankheiten, die unseren Körper befallen und schädigen. AIDS gehört dabei zu den schlimmsten, die man bekommen kann. Etwas kleines und unscheinbares wie ein Kondom, kann davor schützen und auch wenn das Thema leider wieder in den Hintergrund rückt, da es sich vermutlich nicht gerade Auflagenweise verkaufen lässt, ist es doch aktueller denn je.

Doch was, wenn einen die Krankheit nicht unbedingt schädigt? Was, wenn die Krankheit eine, in erster Hinsicht positive Auswirkung hat? Körperfett wird in Massen vom Organismus verbrannt, Haare wachsen nach, Haut regeneriert sich, die Gesichtszüge werden ausgeprägter und all das nur durch etwas Sex ohne Kondom. Einzige Nebenwirkung des Ganzen ist ein konstantes leichtes Fieber. Nichts womit man nicht leben könnte, oder?

Bevor ich mir auf ComiXology die erste Ausgabe gekauft habe, las ich mir die Beschreibung durch und dort wird bereits erwähnt, dass die Welt von “The Beauty” seit ungefähr zwei Jahren von einer Krankheit heimgesucht wird, die sich manche Menschen schon immer gewünscht haben. Eine Krankheit, die einen endlich schön macht. Bis jetzt denke ich darüber nach, was ich an Stelle der Menschen in dieser Welt tun würde. Das Risiko eingehen, es sein lassen? Ich habe darauf noch keine abschließende Antwort gefunden und weiß auch nicht, ob es überhaupt eine gibt. Zumindest würde ich nicht wie bei einem neuen iPhone sofort den “Kaufen” Button drücken. Erste Untersuchungen und eventuelle Langzeitschäden wären natürlich schon interessant, doch die Frage bleibt unbeantwortet.

Wie alles, was wir erschaffen, uns ausdenken und worüber wir schreiben, löst auch diese Krankheit Befürworter und Gegner auf den Plan. Natürlich kann man darüber diskutieren, die Risiken abschätzen und so weiter, doch schlussendlich muss doch jeder selbst entscheiden, was es ihm oder ihr Wert ist, schön zu sein (mal ganz davon abgesehen, dass jeder den Begriff “Schönheit” anders definiert). Der Weg über einen Virus zu machen ist natürlich einfach und unkompliziert. Ich muss es mir nicht mit anstrengenden Läufen, Radtouren, Krafttraining und so weiter selbst verdienen. Monatelang dafür schuften und diszipliniert sein, aber und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, es gibt kein schöneres Gefühl, als den Erfolgreichen blick auf die Waage und dabei festzustellen, wie die Anzeige Woche um Woche kleiner wird und sich die Mühe doch lohnt. Man erreicht Zwischenziele, lernt Disziplin. Selbstverständlich bleibt es ein ewiger Kampf, doch es macht einen stärker und durchsetzungsfähiger. Manchmal will man alles hinschmeißen und einfach nur aufgeben, doch das darf man nicht, das sollte man nicht.

Ein Virus nimmt einen diese Entscheidungen ab. Es ist die Abkürzung, ohne jeden Lerneffekt, ohne tatsächliche positive Auswirkungen, denn auch wenn man sich äußerlich zum positiven verändern mag, innen, der Charakter, der bleibt derselbe wie vorher. Keine Weiterentwicklung, kein Erkenntnisgewinn. Wenn ich nun darüber nachdenke und diese Gedanken aufschreibe - ich würde es vermutlich nicht tun. Ich will es mir selbst erkämpfen, es selbst erreichen, ohne Hilfe. Natürlich wird es Zeiten geben, an denen man einfach nachgeben möchte, doch es nicht zu tun bedarf vermutlich mehr Stärke und beweist größeren Charakter, als es zu tun.

“The Beauty” löst in mir etwas aus, dass ich von einem Comic, Buch oder Film nur selten kenne. Dieses Thema berührt mich auf einer tieferen Ebene und allein Gewichtsreduktion beschäftigt mich schon mein ganzes Leben. Jeremy Haun und seine Kollegen haben einen wunderbaren Comic erschaffen, der es Wert ist, gelesen zu werden.

Die Unterhaltungen wirken intim, die Charaktere dreidimensional und echt. Der Stil gefällt ebenfalls sehr gut. Die feinen, detaillierten Zeichnungen, die eine tolle Mimik der Figuren aufweisen sind mit dunklen Farben ergänzt, wodurch diejenigen, die “The Beauty” haben noch deutlicher hervorstechen lässt.

Ich bin gefesselt und werde die Serie zumindest die ersten sechs Hefte monatlich weiter verfolgen, sofern die Qualität auf diesem Niveau bleibt. Mal sehen ob ich dann auf Trades wechsle.

Viel Vergnügen
Chris

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *