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Mit “There is no us” geht auch schon das erste Jahr der Apokalypse zu ende und wir müssen wieder ein paar Monate warten, bis das zweite Hardcover-Buch erscheint, wo das zweite Jahr abgebildet ist. Es hat schon einen gewissen Vorteil später in Comic-Reihen einzusteigen, wenn man ein Sammler ist, wie ich - so kann man direkt mit den dicken Büchern einsteigen.

  • Ausgaben: #11 bis #15
  • Jahrgang: 2014
  • Writer: Jonathan Hickman
  • Artist: Nick Dragotta
  • Colors: Frank Martin
  • Letters: Rus Wooton

“And the word was made flesh, consumed by the one left behind” - The Message

Zu Beginn von Büchern wie “East of West” wäre es manchmal durchaus angebracht, ein paar der Bonusmaterialien an den Anfang zu stellen. Ich weiß ja nicht wie ihr das macht, aber ich lese so eine Collected Edition immer von Anfang bis Ende, dass heißt ich schaue mir nicht erst die Bonusmaterialien an. Hätte ich dies getan, wäre mir die Weltaufteilung nämlich ein bisschen früher klar geworden. Die Geschichte von East of West spielt sich auf dem Gebiet der vereinigten Staaten ab. Dieses Gebiet wurde neu aufgeteilt, auf die “Bundesstaaten”: The Confederacy, The Kingdom, The Union, The PRA, The Endless Nation und The Texas Republic. Außerdem gibt es noch eine Art neutrales Gebiet, auf dem sich das Monument Armistice befindet.

Nun findet ein Meeting der Oberbefehlshaber der Staaten statt. Hier wird wieder deutlich, wie egoistisch alle denken und auf das wohl des eigenen Volkes aus sind. Wenn überhaupt, manche scheren sich überhaupt nur für das eigene Ansehen. So organisiert nicht nur Archibald Chamberlain von der Confederacy einen Plot gegen seinen eigenen Präsidenten, er ist auch noch im Besitz der beiden Augen des Orakels, dass wir aus der letzten StoryArc kennen. Doch auch die Union, wo die Präsidentin mit eiserner Hand regiert ist nicht vor Intrigen gefeit, da ihre engste Vertraute Doma Lux etwas im Schilde führt. Zu wem schließlich Bel Solomon gehört, bin ich mir nicht ganz sicher, aber er legt sich kurzerhand mit The Endless Nation an. Xiaolian, die Anführerin der PRA, ist von Anfang an sehr misstrauisch und ruft deshalb zum Krieg auf. Aufgrund der Vorkommnisse springen natürlich alle dankbar auf diesen Zug auf.

Es ist wirklich erstaunlich, wie sich die gesamte Vorarbeit von Jonathan Hickman aus den letzten Handlungsbögen nun bezahlt machen. Es werden Referenzen gemacht und diverse Vorkommnisse spielen eine größere Rolle. Machtintrigen, Politik und Krieg waren selten so unterhaltsam zu lesen. Auch die visuelle Gestaltung des Raumes und die Blickwinkel innerhalb der Panels ist fantastisch gelungen.

Während sich also alle darin einige sind, dass kein Weg an Krieg vorbeiführt, beschließen die drei jungen Reiter der Apokalypse The Beast, den Sohn des Todes zu Töten. Ob dies der richtige Schritt ist, wollen sie aber vorher bei dem Keeper Ezra verifizieren, da sie nur ungern gegen die eigentliche Absicht handeln würden, wie es in The Message geschrieben steht. Der Keeper gibt zwar freudig Auskunft, dass sie es eigentlich nicht tun sollten, aber was schert das denn die Reiter?

Ezras Schicksal macht eine ziemlich interessante Wendung. Letztes Mal war er ja von einem ekelhaften Biest besessen, welches sich nun voll und ganz entwickelt hat. Es hängt an seinem Rücken, überagt ihn um mehrere Köpfe und verursacht ihm unfassbare Schmerzen. Doch das erstaunliche ist, dass sich beide voneinander trennen und Ezra dann eben dieses Biest reitet. Ich bin äußerst gespannt, was die beiden noch planen, denn irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Ezra die anderen mit seiner Interpretation von The Message manipuliert und in eine Richtung lenkt. Mal sehen, ob sich dies demnächst irgendwie bemerkbar macht.

Dann haben wir natürlich noch Death. Dieser legt sich mit dem Ranger an, der seine letzte Hoffnung ausgelöscht hat, seinen Sohn zu finden. Es entfacht sich ein wirklich cool inszenierter Faustkampf zwischen den beiden und der Ranger weiß gar nicht, mit wem er sich angelegt hat. In der Zwischenzeit muss Wolf sich mit den Überresten seines Vaters auseinandersetzen und ich bin mir nicht sicher, wohin uns dieser Teil der Story noch führen wird, aber es klingt ziemlich abgefahren und interessant. Jedenfalls kommen Death und der Ranger auf die abwegige Idee, dass sie eigentlich ein ähnliches Ziel verfolgen und dass letzt genannter die Chosen töten möchte, nur in Deahts Hand spielt. Also führt ihn der mechanische Hund des Rangers doch noch in die Richtung, in der er hoffentlich seinen Sohn finden wird.

Sollte East of West irgendwann einmal verfilmt werden, würde ich gerne Clint Eastwood als Death sehen. Er würde sich wunderbar für die Rolle eignen. Allerdings sollten sie sich dann etwas mit der Verfilmung beeilen, da er nun auch schon 86 Jahre alt ist.

“Then tell me… What’s really the difference between a hyper accurate simulation and reality itself?” - The Beast

Nichts. Das ist zumindest die Antwort die uns von Jonathan Hickman vorgeschlagen wird, doch so einfach ist das nicht, wie auch Babylon bald herausfinden wird. Ja, der Sohn des Todes hat sich Babylon genannt, denn warum sollte man sich mit weniger zufrieden geben? Er bricht aus dem Gefängnis, dass man ihm errichtet hat aus, legt aber nicht komplett seine Instrumente ab. Er behält weiterhin eine Art Helm auf, der auch seine Augen bedeckt und ihm scheinbar die Realität anzeigt. Diese Apparatur ist an seinen Begleiter angeschlossen, der ihn auch die vergangenen Jahre über trainiert hat: Balloon, wie er ihn nennt.

Doch Babylon kann seinem kleinen Freund, auch wenn er ihm dabei unterstützt, vor den drei Reitern, die ihn töten wollen, zu flüchten, nicht ganz vertrauen. Denn ist das was er auf seinem Bildschirm in der Brille sieht wirklich die Realität? Zeigt ihm Babylon doch eine Abwandlung eben dieser. Brennende Felder, statt blühende Wiesen. Bösartige Monster, statt die kinderartigen Wesen, die die Reiter doch noch sind. Wie lange wird es dauern, bis er merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist? Und wird ihn sein Vater rechtzeitig finden?

“East of West” endet mit ein paar ziemlich spannenden Cliffhangern. Doch lange sollte es nicht dauern, bis das Hardcover von Jahr zwei erscheint.

East of West ist ein wunderbarer Comic, den man am besten am Stück liest. Jeden Tag eine StoryArc, dann taucht man immer wieder voll und ganz in diese verrückt fantastische Welt ein. Im zweiten Handlungsbogen werden neue Charaktere in Stellung gebracht und eine alte Macht, betritt die Bühne.

  • Ausgaben: #6 bis #10
  • Jahrgang: 2013/14
  • Writer: Jonathan Hickman
  • Artist: Nick Dragotta
  • Colors: Frank Martin
  • Letters: Rus Wooton

Crow: “How far down does it go?”
Death: “All the way.”

Wenn Richter bestechlich sind und dem Gesetz nicht mehr vertraut werden kann, nimmt man es am besten selbst in die Hand. Sehr eindrucksvoll und visuell ekelhaft schön, werden die Ranger eingeführt. Sie haben es sich zum Ziel gemacht, Korruption, Bestechung und alles was damit in Zusammenhang steht auszutreiben. Nachdem das erledigt wurde, haben sie sich zur Ruhe gesetzt. Doch ein Mann engagiert den besten Ranger, um die Chosen zu vernichten. Vielleicht kann man dadurch das Ende der Welt verhindern.

In einem Rückblick, erleben wir die vier Reiter der Apokalypse gemeinsam, wie sie gläubige, die sich an einer Stelle in der Wüste versammeln einfach abschlachten und über sie lustig machen. Doch sie erkennen die Macht, die von diesem Ort ausgeht und entscheiden, hier ihr neues Zentrum zu errichten. Die erwachsenen Versionen der Reiter sind sehr cool gestaltet, vor allem ihre futuristischen Reittiere, die eine Mischung aus Pferd und Roboter, sowie Massenvernichtungswaffe sind. Bei dem Massaker lassen sie ein Kind leben, Ezra. Er wird der Erbauer des Monuments in Armistice. Seine Geschichte ist voller Ergebenheit und Leid. Femine, die er als Mutter ansieht, will er immer zufrieden stellen. Doch sie gönnt ihm dies nicht. Leid ist sein Leben, Leben ist sein Leid.

Death macht sich weiterhin auf die Suche nach seinem verschollenen Sohn, der irgendwo auf der Welt gefangen gehalten wird. Dabei geht er zu einem uralten Wesen. Manche Seen gelten in dieser Welt als Spiegel zu anderen Welten und wenn man diese Kreaturen richtig beeinflusst, gewähren sie Eintritt. So geht Death mit seinen beiden Gefährten Crow und Wolf eine endlose Treppe hinunter und bringt sie durch ein Labyrinth aus Gängen und noch mehr Treppen. Schließlich gelangen sie an ihr Ziel. Ein Gefängnis. Das älteste Gefängnis der Welt, das Death selbst mit erbaut hat. Dort findet er das Orakel. Wie die beiden miteinander sprechen und die visuelle Umsetzung der Szene ist einfach beeindruckend. Umgeben von endloser Dunkelheit, besprechen die beiden die Bedingungen, welche Death erfüllen muss, um einen weiteren Schritt in Richtung seines Sohnes zu machen. Der Preis, den sie verlangt, ist interessanterweise nicht ihre Freiheit.

Später gelangen wir mit Death an eine Grabstelle mitten in der Wüste: Heetse’isi’. Dort begegnen sie niemand geringeren als Wolfs Vater. Dafür das er so mächtig ist, wird er leider sehr schnell besiegt. Zwar ist der Kampf beeindruckend dargestellt, jedoch hätte ich mir von so einem Wesen mehr erwartet. Doch bevor er Death den Standort seines Sohnes verraten kann, kommt ihnen ein Ranger in die Quere.

In der Zwischenzeit ruft die neue Präsidentin der Union einen Militärstaat aus und greift beinhart durch. Nichts und niemand ist vor ihrem reuelosen Vorgehen sicher. Was mich an dem Charakter so beeindruckt ist, dass sie die Sicherheit ihres White Tower verlässt und sich auf die Straßen hinaus begibt, um Informationen zu beschaffen. Dabei schreckt sich nicht vor Folter und Mord zurück. Vor ihr kann man tatsächlich Angst bekommen.

Auch die Machtspiele, die vonstatten gehen, steigen in ein neues Level auf. The Kingdom, wo sich interne Intrigen zwischen den Söhnen des Königs entwickeln, geht sehr geschickt darin vor, dass die Union in ihrer Schuld steht. In New Shanghai hat Xiaolian eine gewaltige Armee zusammengestellt und macht sich auf den Weg zu “Verhandlungen” bei der “Wall”. Mal sehen, wie diese so ablaufen werden.

Zu guter Letzt noch ein Wort zum Beast, dem Sohn von Death und Xiaolian. Er ist zwar ein Gefangener, hat aber überraschend viel Kontrolle über die künstliche Intelligenz, die ihm Dinge beibringt. Bewusst, dass sein Ende bevorsteht, verlagert er sein Training vom reinen Theoretischen, ins Praktische, was auch immer das bedeuten mag. Aber ich vermute er wird sich nicht nur in Waffenlehre, sondern vielleicht auch in Kampfkust üben.

Die zweite StoryArc von East of West setzt den guten Einstieg wunderbar fort. Jonathan Hickman und Nick Dragotta verstehen die Kunst des Wordbuildings. Jeder Charakter hat seinen Zweck und ist nicht nur bloßer Plotpoint. Ich bin gespannt auf das Finale von Year One.

Wenn mich Charaktere immer wieder zu begeistern wissen, dann sind es die vier Reiter der Apokalypse. Verbunden mit Jonathan Hickman als Autor, kann man dann ja nichts anderes machen, als zuzugreifen. Deshalb habe ich mir gleich das 15 Ausgaben umfassende Buch gekauft, mit dem wunderbaren Titel: The Apocalypse: Year One. In den nächsten Wochen präsentiere ich also Reviews zu den drei enthaltenen StoryArcs.

  • Ausgaben: #1 bis #5
  • Jahrgang: 2013
  • Writer: Jonathan Hickman
  • Artist: Nick Dragotta
  • Colors: Frank Martin
  • Letters: Rus Wooton

“I can’t fathom the reasonin’ behind it. Why Death would chase the living, when they all reach him soon enough.” - Witch

Hickman hat East of West mit dem Ausspruch beworben: The Things that devide us are stronger than the things that unite us. In der Krise und kurz vor dem Weltuntergang sieht jeder nur auf sein eigenes Teller und will sich nicht auch noch mit anderen beschäftigen müssen. Machtspiele, Konflikte und Intrigen sind Elemente, die dazu führen, dass sich die Welt selbst vernichtet. Die vier Reiter nehmen dabei lediglich die Figuren von Ratgebern ein, um dies zu verstärken.

Die Geschichte East of West spielt in der Zukunft. Wir befinden uns zum Großteil im Jahre 2064. Mitten in der Wüste an einem mystischen Ort, stehen die apokalyptischen Reiter wieder auf. Doch etwas ist schief gelaufen. Nur Famine, Conquest und War sind buchstäblich die einzigen Kinder, die erneut das Licht der Welt erblickt haben. Death fehlt.

In der ersten StoryArc lernen wir nicht nur die wichtigsten Charaktere der Geschichte kennen, sondern auch das Land, indem die Geschichte spielt. Auf dieser Sci-Fi Erde, gemischt mit vielen Elementen aus diversen Western, hat sich ein komplexes Machtkonstrukt entwickelt. Wie genau dieses zusammengesetzt ist, kann ich noch nichts beschreiben. Dies wird aber mit Sicherheit in den nächsten Ausgaben klarer werden. Jedenfalls werden die Regierenden von Teilstaaten als “Chosen” bezeichnet und einen Präsidenten dieser Union, der alles überwacht. Doch die drei jungen Reiter sind mit ihm nicht zufrieden und töten alle in der Rangfolge, bis sie auf eine Frau stoßen, die ihren Ansprüchen genügt. Die an sie glaubt. Die an “The Message” glaubt.

Bei “The Message” handelt es sich um eine alte Prophezeiung, die eine wichtige Rolle spielt. Sie dient als eine Art Leitfaden für das was noch kommen wird. Eine Anleitung für das Ende. Interessant ist an dieser Stelle, dass sie nicht von einer Person geschrieben wurde, sondern drei Menschen in unterschiedlichen Jahrzehnten diese Schrift immer weiter geführt haben, bis sie komplett war. Wenn man diese Instrument richtig zu interpretieren weiß, kann sie ein mächtiges Werkzeug sein.

Wohin uns die Geschichte führen wird, ist mir bisher noch nicht ganz klar, genauso wenig die Absichten der Reiter. Bisher ist alles auf ein Machtspiel zwischen den Staaten aus. Da die Reiter die Union kontrollieren, wollen sie mit ihrer Hilfe wahrscheinlich die Kontrolle über die Welt erlangen.

Death, das erfahren wir auch relativ früh, ist nicht auferstanden, weil er gar nicht gestorben ist. Er hat überlebt, was die anderen auch immer vernichtet haben mag und ist weiterhin diese ehrfürchtige Gestalt, die mit zwei Hexen durch die Wüsten Reitet. Bei seinen Helfern handelt es sich um mächtige Magier, die sich in Krähen bzw. in Wölfe verwandeln kann. Daher auch deren Name Crow und Wolf. Warum sich Death wirklich von den anderen abgewandt hat, kann man an dieser Stelle nur vermuten, allerdings spielt Liebe eine überraschend wichtige Rolle. In New Shanghai ist seine Geliebte gefangen. Mit seinen beiden Hexen macht er sich also auf den Weg dorthin, um sie zu befreien. Interessanter Punkt an ihrer Beziehung ist, dass sie sehr viel Macht und Einfluss auf ihn hat. Das macht den Charakter mit dem Namen Xiaolian, sehr furchteinflößend und bedrohlich.

Die visuelle Gestaltung des Comics ist sehr überzeugend. Death und seine beiden Anhänger sind in reinem schwarz-weiß gehalten, womit sie nicht zu dieser Welt zugehörig scheinen. Sie sind etwas anderes, vielleicht besseres, aber auf jeden Fall älteres. Sie wandeln durch die Gebiete gefühlt seit Jahrhunderten. Auch die Städte sind sehr individuell. Alle haben ihre Eigenheiten, seien sie Schluchten gebaut, riesige Metropolen, komplett in schwarz gehüllt und mehr. Dazu kommt die matte Farbgebung - einfach perfekt.

Am Ende des Handlungsbogens, wird dann noch etwas grausames offenbart. Death und Xiaolian haben ein Kind. Dieses wurde ihnen genommen und in eine Einrichtung gesperrt. Angeschlossen an eine gewaltige Apparatur, die unmenschlich und grausam wirkt, wird es großgezogen und ist ständig am lernen.

East of West hat mich bisher auf voller Länge überzeugt. Die komplexe Geschichte mit Intrigen, Affären und Machtspiele ist nicht nur unterhaltend, sondern auch visuell beeindruckend. Außerdem ist das dicke Hardcover Buch sehr schön und qualitativ hochwertig gestaltet.