Alex & Ada Vol. 1

Vor kurzem ist der dritte und letzte Band von “Alex + Ada” erschienen. Dies habe ich zum Anlass genommen, den Image Comic genauer unter die Lupe zu nehmen und in seine hoffentlich faszinierende Welt einzutauchen. Worum es genau geht, habe ich vorher nicht recherchiert, aber da ich nichts schlechtes davon gelesen habe, war es mir das Risiko wert...

  • Story, Script: Sarah Vaughn
  • Story, Script Assisst, Illustrations, Letters, Design: Jonathan Luna

“I am in your hands, now. Please take good care of me.” - Ada

Wir befinden uns ein paar Jahre in der Zukunft. Displays sind schon lange über den transparenten Zustand hinausgewachsen und Hologramme an ihre Stelle getreten. Viele Menschen haben implantierte Chips in ihren Köpfen, wodurch sie mit Gedankenkraft ihr zu Hause steuern können, telefonieren und noch so manch andere Dinge steuern können. Es scheint eine spannende Zeit zu sein. Doch die Zeichnungen, welche in verschiedenen braun Tönen eine markante, teils beklemmende Atmosphäre aufbauen und die Geschichte um den jungen, attraktiven, doch schüchternen Alex, verbreiten eine melancholische Stimmung.

Langweilige Bürojobs, wo vermutlich längst Computer die meiste Arbeit erledigen, die durch eine pseudo-K.I. gelenkt werden, scheinen nicht zur Seltenheit geworden zu sein. Doch ein genaues Abbild der Arbeitswelt wird hier nicht geboten, nur ein kurzer Einblick, der nicht über eine Handvoll Panels hinausgeht, denn der Schwerpunkt des Comics liegt eindeutig im Privatleben des Protagonisten.

Unerwartet und völlig überraschend, zumindest für Alex, taucht dann der Androide Ada in seinem Leben auf, ein Geschenk seiner Großmutter, die die Initiative ergreift und ihm endlich eine Frau an seine Seite stellt. Immerhin hat sie seit langem ebenfalls einen Androiden. Dieser kümmert sich um all ihre Bedürfnisse, sieht gut aus, erscheint immer jung und kann eigentlich nie etwas mutwillig böses anrichten. Nach einem Vorfall, der nicht näher spezifiziert wird, sind alle künstlichen Intelligenzen die ihrer selbst bewusst waren und eine tatsächliche K.I. inne hielten, zerstört und per Gesetz verboten worden - diese Prämisse erinnert stark an die Handlung von “I’Robot” mit Will Smith.

So kann man sich diese Androiden als hoch entwickelte und personifizierte Versionen von den heute bekannten Sprachassisten vorstellen, wie zum Beispiel Siri aus dem Hause Apple. Man kommt bei der ersten Begegnung zwischen Alex und Ada nicht umhin, eine gewisse Parallele zur Sklaverei zu ziehen. Denn im Prinzip sind alle Androiden dem guten Willen ihrer Besitzer ausgeliefert. Sie dürfen nicht eingreifen, wenn sich dieser, in welcher Art auch immer an ihnen vergreift, da sie keinem Lebewesen schaden zufügen dürfen. Man entwickelt Mitleid mit diesen von Menschenhand kreierten Geschöpfen und der Konflikt, ob Alex Ada auf eine illegale, ihrer selbst bewusst machenden Software upgraden soll, weckte Erinnerungen an die fantastische “Star Trek: The Next Generation” Episode “The Measure of a Man” (ein Meisterwerk von Fernsehgeschichte, das man gesehen haben muss).

Was ich als etwas überspitzt empfunden habe, war die Entwicklung dessen, wie er zu dem Upgrade kommt, das Ada eine Evolutionsstufe höher bringt. Chatrooms, die man tatsächlich virtuell betreten kann und aussehen wie eine große gemütliche Bar und die illegale Aktivitäten anbieten, scheinen mit einer einfachen Suche gefunden werden zu können. Dieses Unterfangen hätten durchaus hartnäckiger dargestellt werden können, auch wenn ich nicht genau weiß, wie man es besser hätte machen können und die Story um Alex und Ada eindeutig Vorrang hat. Ansonsten fühlt sich die langsame und teils Dialogkarge Entwicklung der Geschichte natürlich und spannend an. Man begleitet Alex gerne auf seiner Reise.

Besonders ansprechend und passend zum Thema sind die Zeichnungen. Sie sind von deutlichen Linien gekennzeichnet, die ein sauberes, manchmal steriles Bild der Wirklichkeit zeigen. Die erwähnten, braunen Grundtöne und das fehlen von grellen, hellen Farben, tragen ihr übriges dazu bei, eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen.

Auch die Aufteilung der Panels gefällt mit gut. Meist sind es flache, breite Panels, die einen von Augenblick zu Augenblick führen und Gespräche wirken dynamisch. Jonathan Luna hat großartige Arbeitet am ganzen Design des Comics geleistet.

Wer sich für das Thema künstliche Intelligenzen interessiert oder einfach nur eine schöne Charakterliche Entwicklung miterleben möchte, dem kann ich “Alex + Ada” sehr empfehlen. Es ist eine emotionale Geschichte, die einen in ihren Bann zieht und ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Viel Vergnügen
Chris

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