Sex Criminals Vol. 1

Was erwartet man von einem Comic mit dem Titel “Sex Criminals”? Ich wusste es nicht, doch die Rezensionen waren gut und Image ist besonders gut darin uns zu überraschen, uns in neue Welten zu bringen, von denen wir noch gar nicht wussten, dass wir dort hin wollen. Dies gilt auch für den Themenschwerpunkt im Oktober. Dieses Universum wurde ebenfalls von einem Image Comic inspiriert und hat es in neue Höhen der Popularität befördert *hint* *hint*

  • Sex Criminals by Matt Fraction & Chip Zdarsky

“You two are in my world now. And my world hurts.” - Sex Police

Sex kann ein sehr empfindliches Thema für manche sein - entweder es löst Gefühle des Unwohlseins aus, der Scham oder man berichtet detailliert und in allen kleinen Einzelheiten davon. Für Suzie und Jon, beide Ende 20 oder Anfang 30, durchschnittlich gut aussehend, ist letzteres der Fall, sie reden viel darüber. Zu Anfang ihrer Beziehung haben sie zwar noch ihre Startschwierigkeiten, doch schließlich erkennen die beiden und auch der aufmerksame Leser, dass es sich bei ihnen um Seelenverwandte handelt. Sie können sich alles erzählen. Angefangen von ihrem ersten Mal über gewisse peinliche Vorfälle während der ersten Versuche einer sexuellen Begegnung und so weiter.

Diese Vertrautheit und Offenheit, wird vom gesamten Comic ausgestrahlt. Sex ist hier ein Thema wie jedes andere. In unserer heutigen Gesellschaft habe ich manchmal das Gefühl, dass wir immer prüder und verklemmter werden. Allein der Irrsinn, dass in den USA eher geduldet wird, dass man in einer Serie detailliert sieht, wie Menschen zerstückelt, geköpft, erschossen und gehäutet werden, anstatt im anständigen PG-13 Stil zu zeigen, wie zwei Menschen Sex haben, macht mich oft fassungslos. Versteht mich nicht falsch, es wird besser, wirklich, man erkennt den “Fortschritt” und die Entwicklung in unserer Gesellschaft deutlich, doch wir sind noch weit vom Idealzustand entfernt. Aber kommen wir zurück zum Comic.

Ich habe wirklich genossen diesen Comic zu lesen, da die Unterhaltungen der beiden so schön geschrieben und liebevoll ausgearbeitet sind. Sie sprechen viel über ihre Vergangenheit und die Zeichnungen von Zdarsky passen wundervoll dazu. Zwar könnte man den Erzählstil als chaotisch und wirr bezeichnen, da der Autor Matt Fraction oft zeitliche Sprünge macht und zwischen den Schauplätzen wechselt, doch man wird von ihm gut geführt, sodass es strukturiertes Chaos, mit flüssigen Übergängen entsteht.

In der Welt von “Sex Criminals” haben manche Menschen die Fähigkeit, nachdem sie erfolgreich Koitus gehabt und Ejakuliert haben (Hier bricht der Sheldon Cooper in mir durch), die Zeit anzuhalten. Nur sie können sich noch mehr oder weniger frei in der Welt bewegen. Wie genau die Regeln im “The Quiet” funktionieren, weiß ich noch nicht. Es könnte auch sein, dass es über ein reines Zeitanhalten hinaus geht und es eine andere Dimension ist, denn die optische Umsetzung, wenn wir diesen mystischen Ort betreten unterscheidet sich grundlegend von der normalen Welt. Sie ist grell, bunt und es scheint alles möglich zu sein. Wie es scheint, können sich alle, die diese Fähigkeit haben, frei darin bewegen und diejenigen, die diese nicht haben, sind logischerweise eingefroren. Auch scheint der Zeitpunkt, zudem die Welt wieder in den Normalzustand zurückkehrt unterschiedlich. Ich hoffe dies wird im zweiten Trade noch etwas deutlicher, worum es sich bei dieser Fähigkeit genau handelt.

Eine Frage lässt mich dann aber nicht in Ruhe: Wenn Suzie und Jon “The Quiet” betreten und die Welt eingefroren ist, ist es dann auf der ganzen Welt so und die anderen, die auch diese Fähigkeit haben müssen warten, bis es wieder vorbei ist? Die Welt müsste dann doch andauernd still stehen. In welcher Art und Weise ist dies mit der so genannten ‘Sex Police’ vereinbar?

Jedenfalls führt die Geschichte immer wieder zu witzigen Begebenheiten. Will man aus irgendwelchen Gründen und sind sie noch so absurd, davon kann Jon ein Lied singen, die Zeit anhalten, muss man Sex haben oder zumindest zum sich selbst ans Ziel bringen. Mir gefällt einfach mit welch lockeren Art und Weise dies alles präsentiert wird, als sei es selbstverständlich und allgegenwärtig.

Der Comic bietet eine faszinierende Geschichte, mit dem ein oder anderen Happy End. Die Charaktere sind sympathisch, gut ausgearbeitet und haben eine ansprechende Chemie untereinander.

Als Bonus gibt es auf den letzten Seiten noch eine detaillierte Beschreibung von Chip Zdarsky wie er die Panel, welche sich im “The Quiet” abspielen, Schritt für Schritt aufgebaut hat. Dadurch erfährt der Leser in allen Einzelheiten, wie Comics generell enstehen und wie Zdarsky im speziellen an diesem Comic gearbeitet hat. Es müssen nicht immer Seitenweise Extras in Trades vorhanden sein. Mir genügen oft schon so kleine Einblicke hinter die Kulissen. Diese Lese ich dann auch lieber, als Seitenlange Abhandlungen über diverse Themen.

Viel Vergnügen
Chris

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