Bücher im März

Nach welchem Prinzip wählt man Bücher aus? Mache haben Listen, die sie abarbeiten, andere lassen es einfach auf sich zukommen. Ich bin eine Art Mischtyp, denn ich habe zwar eine Liste an Büchern, die ich unbedingt irgendwann gelesen haben möchte, doch sich daran zu halten ist eine andere Sache. So hat mich Call Me By Your Name auf andere Coming-Of-Age Bücher gebracht, was sich dann auch zu einem Thema entwickelt hat, dass sich nicht nur durch den März zieht, sondern auch noch in den April über gehen wird. Ansonsten gibt es noch gute Science Fiction von Isaac Asimov und Max Goldt darf natürlich auch nicht fehlen. Abgerundet wird das Ganze dann durch ein kurzes Buch von Anatol Stefanowitsch über politisch korrekte Sprache. Viel Spaß mit den Büchern im März:

  • Isaac Asimov: Die Stahlhöhlen
  • Isaac Asimov: Die nackte Sonne
  • André Aciman: Call Me By Your Name
  • Becky Albertalli: Simon vs. The Homo Sapiens Agenda
  • Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe
  • Max Goldt: Ä
  • Anatol Stefanowitsch: Eine Frage der Moral

Isaac Asimov: Die Stahlhöhlen

Die Stahlhöhlen von Isaac Asimov ist ein Kriminalroman, der zu Beginn des 30. Jahrhunderts spielt. Der Roman ist der vierte Teil der vom Heyne-Verlag herausgegebenen Reihe, die Asomivs Geschichten und Romane in chronologisch richtiger Reihenfolge veröffentlicht, sodass man eine mehr oder weniger durchgehende Geschichte erlebt oder zumindest die Entwicklung der Menschheit miterleben darf. Dabei ist Die Stahlhöhlen weit mehr als ein Kriminalroman in einem Science-Fiction Setting. Asimov übt darin auch subtile Gesellschaftskritik. Seine Version der Zukunft hat jedoch nichts an ihrer Aktualität verloren. Ich habe bereits ein ausführlicheres Review zum Buch geschrieben, welches hier zu finden ist.

Isaac Asimov: Die nackte Sonne

Anders als erwartet, knüpft Die nackte Sonne direkt an Die Stahlhöhlen an. Protagonist ist erneut Elijah Baley, der einen außergewöhnlichen Mordfall lösen muss. Doch dieses Mal ist dieser nicht im vertrauten zu Hause der Stahlhöhlen geschehen, sondern auf einer der 50 Äußeren Welten: Solaria. Solaria ist eine Gesellschaft, die allem widerspricht, was dem Menschen zum Menschen macht. Die Bewohner leben in kompletter Isolation voneinander, Kontakt ist verpönt und sie sind komplett Abhängig von Robotern. Unter diesen erschwerten Bedingungen und einem überraschend unkooperativen R. Daneel Olivaw, muss Baley nicht nur lernen sich in dieser Welt zurecht zu finden, sondern sich auch seinen größten Ängsten stellen. Großartige Fortsetzung von Die Stahlhöhlen. Ein detaillierteres Review ist hier zu finden.

André Aciman: Call Me By Your Name

In gewisser Weise ist Call Me By Your Name die Anti-These zu Ein Tod in Venedig. Elio ist jung, bekommt ähnliche Möglichkeiten geboten, wie Aschenbach in Manns Erzählung, weiß damit zwar auch nicht so recht umzugehen, doch wagt schließlich den ersten Schritt auf den Älteren zuzugehen. Genau wie bei Der Tod in Venedig hatte ich beim Lesen oft das Gefühl etwas zu verpassen, weil einfach so viel in den Szenenbeschreibungen, in den Bildern, die vermittelt werden und in den Gefühlen, die die Protagonisten zeigen, steckt. Man sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Ich habe bereits ein ausführlicheres Review zum Buch geschrieben, welches hier zu finden ist.

Becky Albertalli: Simon vs. The Homo Sapiens Agenda

Simon ist 16 Jahre alt, geht zur High School, ist schwul, ungeoutet, Teil des Drama-Clubs und hat jede Menge Probleme. Nicht nur hat er eine E-Mail Beziehung mit einem völlig unbekannten, er wird deshalb auch geblackmailt (wurde dieses Wort schon eingedeutscht?) und scheint seine Freunde immer mehr zu entfremden.  Simon vs. The Homo Sapiens Agenda ist eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Die Charaktere, allen voran natürlich Simon, sind so nahbar und nachvollziehbar, wie man es sich nur wünschen kann. Außerdem ist das Setting in der High School etwas, in das sich jeder hineinversetzen kann. Zu dem bekommen wir die Geschichte aus Simons Perspektive erzählt und bekommen so hautnah seine Probleme, Ängste und Sorgen mit.

Es ist nicht unähnlich zu Call Me By Your Name, doch um einiges plausibler und eingängiger. Jeder könnte auf die ein oder andere Weise Simon sein. Ich habe das Buch auf englisch gelesen und kann es nur jedem ans Herz legen. Oberflächlich scheint es einfach nur ein komplexes High School Drama zu sein, doch wenn man erst einmal etwas tiefer geht, entdeckt man Weisheit und Lebenserfahrung. Ein Review zum Buch folgt demnächst auf roguesportal.com.

Benjamin Alire Sáenz: Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe

Dieses Buch schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Simon vs. The Homo Sapiens Agenda. Protagonist, der auch die Geschichte erzählt, ist Aristotle Mendoza. Er ist 15 Jahre alt, introvertiert, kann sich nicht so gut artikulieren bzw. will es auch auch nicht und hat keine besonders gute Beziehung zu seinen Eltern. Außerdem kann er nicht schwimmen. Eines Sommers am Pool trifft er Dante. Dieser erkennt sofort, dass Ari (wie Aristotle genannt werden möchte) nicht schwimmen kann und bietet ihm an, es ihm beizubringen. Die beiden entwickeln eine komplexe Freundschaft. Komplex, da Dante das komplette Gegenteil von Ari ist: aufgeschlossen, redet viel, versteht sich hervorragend mit seinen Eltern. Natürlich kommt es da zu Spannungen.

Die beiden machen jeweils für sich eine Menge durch in dem Buch und sind oft einfach nur füreinander da. Eine Unterstützung auf die sie sich verlassen können. Dass das Buch im Jahr 1987 spielt ist nicht nur eine Nebenbemerkung von Ari, sondern die Zeit wirkt sich auch auf die Charaktere aus. Wie sie handeln, wie sie geprägt sind und welche Einstellungen sie mitbringen. Sie sind ein Produkt ihrer Zeit, wie alle Menschen. Es wird jedoch nicht in allen Büchern so deutlich gezeigt, wie in diesem. Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe ist noch einmal besser, als das zuvor beschriebene Buch, da vieles einfach unerwartet ist und der Autor es versteht einen spannenden Plot zu kreieren, der einen einfach mitnehmen muss. Ein ausführlicheres Review folgt demnächst auf roguesportal.com.

Max Goldt: Ä

Viele weitere schöne Kolumnen von Max Goldt, dieses Mal aber in chronologischer Reihenfolge. Angefangen vom Januar 1995 bis September 1996. Da es sich also hier nicht um eine Best-of-Sammlung handelt, sondern die Kolumnen der Reihe nach abgedruckt wurden, schwankt natürlich die Qualität ein bisschen. Außerdem kannte ich schon zwei aus Lippen abwischen und lächeln. Der Großteil überzeugt jedoch nach wie vor.

Anatol Stefanowitsch: Eine Frage der Moral

Untertitel dieses kleinen, 60-Seiten Essays ist: “Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen”. Und genau das ist es. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Mit anschaulichen Beispielen, gut recherchiert und nachvollziehbar argumentiert, wendet sich dieses Buch an diejenigen Menschen, die noch daran zweifeln, warum political correctness wichtig ist. Wer davon bereits überzeugt ist, so wie ich, liefert es zudem einfache Argumentationsstrukturen auf typische Gegenargumente, denen man im Alltag unausweichlich begegnet.