Detective Comics #871 bis #881
Bevor Scott Snyder 2011 die Batman-Reihe für die nächsten 52 Ausgaben übernahm, hatte er schon einmal das Vergnügen den dunklen Ritter zu neuen Abenteuern zu verhelfen. Zu dieser Zeit war Dick Grayson als Batman unterwegs und wie in den aktuellen Detective Comics hatte er ein ganzes Team um sich, dass ihm zur Seite stand - nur mit weniger Boot Camp Elementen.
- Storylines: The Black Mirror, Skeleton Case, Lost Boys, Hungry City, Skeleton Key, My dark Architect und The face in the glass
- Writer: Scott Snyder
- Artist: Jock & Francesco Francavilla
“But be careful Red Robin. They are wearing sunglases at night. Which means they are very, very cool.” - Batman
Wir bekommen in den elf Ausgaben verschiedenste Geschichten geliefert und in typischer Snyder Manier, werden diese am Ende gekonnt zu einem großen Bild zusammengefügt. Dadurch ist man direkt verlockt das Ganze noch einmal zu lesen um eventuelle Hinweise und Andeutungen zu erkennen. Aber dazu später mehr.
Das Team um Dick, stellt sich natürlich zum Einen aus Alfred zusammen. Dieser tritt in diesen Ausgaben allerdings etwas in den Hintergrund. Seine primäre Aufgabe ist es, Dick an seine neue Umgebung zu gewöhnen. Es ist nicht in seiner Natur in einem Penthouse zu wohnen oder überhaupt länger an einem Ort zu leben. Die technischen Aspekte übernimmt Oracle aka Barbara Gordon. Sie hat sich im Needle, ihrem berühmten Hauptquartier, nieder gelassen und vollbringt von hier aus einige Wunder. Dann haben wir noch Tim Drake aka Red Robin, der Dick tatkräftig zur Seite steht und ihn unterstützt, wo und wann er kann. Doch der wohl engste Vertraute von Dick ist eindeutig Jim Gordon.
Der Commissioner arbeitet nicht nur mit Batman zusammen an den aktuellen Fällen, sondern auch mit Dick Grayson. Denn Wayne Industries hat ein High-Tech-Labor für das GCPD eingerichtet, dass zwar kaum genutzt wird, aber für gewisse spezielle Dinge dann doch recht praktisch ist. So zum Beispiel für die Analyse einer Probe des Killer Croc Serums oder als ein toter Killerwal mit einer Leiche im Bauch in der Gotham Global Modern Bank auftaucht (wie haben sie den Wal eigentlich in das Labor geschafft?). Ein Aspekt der mir an den beiden gefällt und später auch noch konkret angesprochen wird, ist das offene Geheimnis, wer Batman ist. Denn allein vom Verhalten, der Sprache und dem Körperbau, kann Gordon ziemlich sicher sagen, dass Dick Batman ist. Doch er spricht es nicht aus, da es nicht wichtig ist. Sie können sich vertrauen, zusammen an Fällen arbeiten und darauf kommt es an. Besonders in der letzten Ausgabe kommt dieser Aspekt in einer starken Szene zur Geltung.
“You’re not my Bat. My Bat has wings of fleshhhh… skin between his fingerssss. You smell like feathers, little bird. No, you’re not a bat at all, are you? No, no no…” - Joker
Apropos Dick als Batman. Natürlich muss es diverse Unterschiede geben, wenn Dick Grayson das Cape von Batman übernimmt. Zum Beispiel beendet er die Konversationen mit Gordon auf dem Dach des GCPD Gebäudes und verschwindet nicht einfach. Außerdem sticht sein Sarkasmus durch und er macht sich über seine Gegner lustig. Er hat eben doch eine Spur Spider-Man in sich, allerdings in einer nicht ganz so konzentrierten Dosis. Doch der größte Unterschied ist wahrscheinlich, dass er einen anderen Grund hat, in den Nächten in Gotham als Batman zu patrouillieren. Er hat zwar auch seine Eltern verloren und dies Spielt in der “Hungy City”-Storyline eine wichtige Rolle, doch er hat diesen Verlust verarbeitet. Er macht es, weil es das Richtige ist. Nicht aus tiefer Verletztheit und dem Sinn nach Rache bzw. dafür, die Bösen der Stadt weg zu sperren, sondern die Menschen der Stadt zu schützen.
Ein wichtiger Teil der Geschichte, der sich durch alle elf Ausgaben zieht und als verbindendes Glied fungiert, ist der verschollene Sohn Gordons. James Gorden Jr. kehrt nach langer Abwesenheit in die Stadt zurück und sucht den Kontakt mit seiner Familie. Das erste Aufeinandertreffen zwischen ihm und Gordon in einem Diner ist einer der besten Szenen dieser kurzen Reihe. Der Künstler spielt gekonnt mit dem Licht, die orange-roten Töne sorgen für eine bedrohliche Stimmung. Überhaupt sind die Farben eine große Stärke der Reihe. Der intime Dialog zwischen Vater und Sohn zeugt von einer Vergangenheit, die mehr Tiefen als Höhen hatte und Gordon ist absolut nicht bereit seinem Sohn zu vertrauen, auch wenn sich dies noch als glücklich herausstellen wird. Immer wenn James in Erscheinung tritt, sind die Zeichnungen in diesem speziellen Ton und wie beim Joker in The Dark Knight, bekommt man dadurch allein beim Anblick der Zeichnungen ein ungutes Gefühl.
Es scheint so, als ob die Familie der Gordons mehr im Mittelpunkt stehen würden als Batman, aber das tut der Geschichte gut. So gibt es zwischendurch eine Ausgabe, die sich nur um Gordon und einen ehemaligen Fall von ihm dreht. Dazu gesellt sich eine Familientragödie, als James noch ein Kind war und die Familie mit Freunden an ein Häuschen am Waldrand fuhr (ist eigentlich schon jemals etwas gutes passiert, als jemand ein Haus am Waldrand aufgesucht hat?). Dieser gewisse Noir-Flair zieht sich aber genauso durch alle Ausgaben und wird teilweise sogar von Harvey Bullock aufgegriffen, der ebenfalls gute Momente feiern kann.
Snyder spielt besonders mit der Symbolik immer wieder. So kommen sehr prominent Vögel in der Geschichte unter (immerhin ist jetzt ein Robin Batman) und das Aviarum Gothams wird ebenfalls zu einem zentralen Punkt. Genauso gut spielt er allerdings mit den Erwartungen der Leser. Der Joker zum Beispiel bekommt nicht mehr als einen perfekten Cameo, auch wenn man sich am Ende fragen muss, wo er abgeblieben ist. Doch dadurch dass sich James zu diesem Psychopathen entwickelt, beziehungsweise sich sogar bewusst zu einem bestimmten Höhepunkt treibt, wären zwei von dieser Sorte zu viel gewesen. Er verkörpert die Ängste der Protagonisten und da man teilweise nur als Leser mehr Hintergründe erfährt als die Charaktere, wird er zu etwas Albtraumhaften.
Der Scott Snyder Run von Detective Comics stellt wahrlich einen Höhepunkt für den dunklen Ritter dar. Nicht nur gelingt es ihm, die Charaktere auf den Punkt zu treffen (wie etwa Barbaras Furchtlosigkeit und Talente), sondern die einzelnen Handlungsstränge führen zu einem unausweichlichen Höhepunkt. Diese elf Ausgaben am Stück zu lesen kann ich nur wärmstens empfehlen. Besonders auch deshalb, da sie in sich geschlossen sind und nicht viel Vorwissen der Charaktere benötigt wird. Das wichtigste wird erläutert und wer sich schon länger mit Batman auseinandersetzt, kann sich an den Referenzen und Easter Eggs erfreuen.