Nachdem ich mir die letzten Wochen ein paar Trades aus dem Hause Image vorgenommen habe, ist es wieder einmal an der Zeit für eine aktuelle neue Serie. Es handelt es sich um eine Sience-Fiction Reihe, der Verlag hat ja noch nicht genug davon und allein das großartige Cover sieht fantastisch aus und lädt zum Träumen über Abenteuer, fremde Welten und andere Spezies ein.

• created by Brian Haberlin & Skip Brittenham
• story & illustration by Brian Haberlin
• colors by Geirrod VanDyke
• lettering & AR Data by Francis Takenaga
• programming by David Pentz

“Control. I think this planet may warrant more than just a ‘look’.” - William Forest

“Faster than light” habe ich mal wieder gestartet, ohne den Klappentext zu lesen. Ich lasse mich gerne überraschen und es ist doch am interessantesten, wenn man wirklich alles für sich entdeckt - ohne Erwartungen und dergleichen. Kurze Beschreibungen geben meist nicht akkurat wieder um was es tatsächlich geht. Immerhin soll ein gewisses Gefühl ausgelöst werden, damit man zugreift und den Comic, das Buch, den Film oder was auch immer kauft. Außerdem läuft man Gefahr, dass zu viel verraten wird und man doch lieber selbst in Erfahrung gebracht hätte, was da so leicht erzählt wird.

Wir starten mit einem Interview eines theoretischen Wissenschaftlers, der die Gleichungen für einen Antrieb bereitgestellt hat, der es erlaubt schneller zu Reisen als das Licht selbst. Mit diesem Antrieb baute die Menschheit ein Raumschiff, die Discovery. Sie ist ein älteres Schiff, welches mit den neuesten Sensoren, Antrieben und anderen Technologien ausgestattet und überarbeitet wurde - eben alles was derzeit Menschen möglich ist. Captain William Forest übernahm das Kommando und löste seine Vorgängerin ab, die nun als eine Art erster Offizier fungiert. Beim ersten Test der Sensoren, die es möglich machen, das halbe Sonnensystem zu scannen, entdecken sie auch gleich einen neuen Planeten und dies ist natürlich ihr erster Stopp...

Das sie gleich als erstes einen Planeten entdecken, bevor sei überhaupt das Sonnensystem verlassen finde ich interessant, aber unwahrscheinlich, dass es in der realen Welt auch passieren könnte. Obwohl ich das nicht genau einschätzen kann, denke ich, dass sich ein anderer Planet, auch wenn seine Bahn so umfangreich ist, dass er nur alle paar hundert oder sogar tausend Jahre vorbeischaut, doch einiges durcheinander wirbeln würde. Zumindest würde er einige Asteroiden aus den verschiedenen Gürteln ablenken. Doch die derzeitige Wahrnehmung unseres Sonnensystems und die Tatsache, dass alle Gleichungen, die die Umlaufbahnen von Planeten beschreiben passen, machen es sehr unwahrscheinlich, dass spontan ein neuer Planet auftaucht und das auch noch vergleichsweise nahe an der Erde. Immerhin haben wir Neptun mithilfe von Gleichungen und exakten Berechnungen gefunden, da sich seine Masse und Gravitation auf die Umlaufbahn von Uranus ausgewirkt hat.

Abgesehen von dieser Tatsache, die mir als sehr an Astronomie interessierten Menschen etwas sauer aufstößt, ist die Geschichte wirklich faszinierend (Reisen in Überlichtgeschwindigkeit nehme ich mal aus, da dies sowieso Standard ist in Science-Fiction).

Brian Haberlin erzählt eine spannende Geschichte und es entsteht eine dichte Atmosphäre, mit dreidimensionalen Charakteren, die vorbelastet sind - sie haben Ecken und Kanten, sind nicht die perfekten Helden der Raumfahrt. Außerdem müssen sich hier zwei Crews erst zusammenraufen und zu einem Team werden. Man kann viel aus den Dialogen schließen und herausfinden. Das liegt vor allem daran, da sie die Zeichnungen gut ergänzen, nicht zu offensichtlich sind und wirklich gut geschrieben - sie machen einen natürlichen Eindruck. Dies ist mir immer besonders wichtig, da sich manchmal die ein oder anderen Textpassagen in Comics, viel öfter kommt dies in Filmen vor, zu gezwungen und surreal anhören. Dies reißt einen aus dem Geschehen heraus.

Natürlich darf in der Geschichte eine dritte Partei nicht fehlen, die eine ganz andere Mission geplant hat und kein Interesse an der Wissenschaft hat. Es geht aus dem ersten Heft noch nicht zu 100% hervor was dies tatsächlich ist, doch es könnte sich um eine andere Spezies handeln, die entweder schon einmal auf der Erde war oder die man zumindest irgendwie entdeckt hat, aber wie gesagt, dies muss erst noch in den nächsten Ausgaben genauer untersucht und beschrieben werden.

Der Stil des Comics gefällt mir äußerst gut. Er weißt eine einfache Panelstruktur auf und die Zwischenräume, die so genannten “gutter”, sind schwarz gehalten, wodurch alles noch einmal etwas dunkler und unheimlicher wirkt. Die dunklen, teils leicht verwaschen wirkenden Farben tragen ihr übriges zur Stimmung bei.

Die Zeichnungen selbst bestehen aus starken Linien, die eine außergewöhnliche Präsenz haben. Diesen Stil habe ich längere Zeit nicht mehr gesehen, doch er gefällt mir sehr gut und hat ein Alleinstellungsmerkmal. Die Figuren erhalten dadurch etwas plastisches (wenn dies überhaupt das richtige Wort ist). Die Mimik ist detailliert und Emotionen lassen sich an der Haltung von Personen ablesen. Ich bin begeistert.

Das Lettering würde ich als klassisch bezeichnen. Francis Takanega spielt nicht viel mit Schriftarten herum oder experimentiert, sondern lässt die Dialoge selbst wirken. Nur wenn etwas über Funk gesagt wird, weicht er ab und macht die Sprechblasen grün. Überhaupt empfinde ich die Positionierung der Sprechblasen und deren Verbindungslinien dazwischen als angenehm, da sie den Blick beim Lesen auf natürliche Weise durch das Geschehen leiten und dem Leser auch Zeit geben die Zeichnungen zu genießen.

“Faster than light” ist ein wirklich beeindruckender Comic und wenn man über die Tatsache hinwegblicken kann, dass unser Sonnensystem einen Planeten mehr aufweist, unterhält er gut und ich werde mir definitiv auch weitere Ausgaben kaufen. Ein weiterer Grund dafür ist auch die “Augmented Reality” App, die es passen zum Comic gibt.

Wenn man diese öffnet und die Kamera des Smartphones auf bestimmte Seiten des Comics hält (dies funktioniert auch mit den digitalen Ausgaben am Tablet), bekommt man detaillierte Darstellungen von Astronauten, Schiffen oder auch Log-Einträge vom Captain präsentiert, die das Ganze noch einmal auf eine neue Ebene heben. Die Animationen sind im Stil des Comics gemacht und wirken sehr überzeugend. Teilweise passieren interessante Dinge, wenn man die Objekte am Bildschirm antippt. Probiert es aus, es zahlt sich wirklich aus und so etwas habe ich bis jetzt noch nirgends gesehen. Einfach fantastisch!

Viel Vergnügen
Chris