Witcher 3: Wild Hunt

Fans der bisherigen zwei Teile mussten lange auf einen Nachfolger warten. Nun ist er endlich da und ich als Neueinsteiger bekomme die wunderbare Gelegenheit, den Zauber, den diese Reihe anscheinend hat, selbst erleben zu dürfen.

Um ehrlich zu sein, hatte ich eigentlich nicht vor Witcher 3 zu kaufen. Die Trailer waren zwar ziemlich beeindruckend und von Gamestar gibt es ein tolles Video (Link) dazu, doch zum Kauf konnten sie mich doch nicht bringen. Zum einen haben Rollenspiele bei mir sowieso einen schweren Stand und zum anderen hat mich das schiere Ausmaß der Welt abgeschreckt. Über 100 Stunden soll man angeblich beschäftigt sein, um dem Spiel all seine Geheimnisse zu entlocken. Doch ein gewisser jemand hat mich dann doch kontinuierlich bearbeitet und versucht mich von dem Spiel, welches “episch sein wird”, zu überzeugen. Also habe ich mich breit klopfen lassen uns es an einem grauen Donnerstag nach der Arbeit und vor einem langen Wochenende gekauft. 35 Spielstunden war dann das Wochenende auch schon wieder vorbei und ich mit der Realität eher unvertraut - keine Dialogauswahl, keine Monster, die mich beim meinen Läufen im Wald angreifen und kein Pferd welches nach einem kurzen Pfiff auf mich zugeritten kommt. Ich war enttäuscht (von der Realität, nicht vom Spiel). Aber lasst uns die einzelnen Elemente genauer betrachten:

Patches. Es ist mittlerweile üblich am Tag der Veröffentlichung auch gleich einen Patch zur Verfügung zu stellen, der grobe Bugs und Fehler beseitigt. Am PC sind diese gleich mal heruntergeladen (je nach verwendeter Plattform), doch auf der PS4 kann das schon ein Weilchen dauern. Dies ist mir in letzter Zeit öfters aufgefallen, dass Updates länger für den Download benötigen, als üblich - hier ist man allerdings dem guten Willen von Sony ausgeliefert. Nachdem der Patch schließlich installiert war, konnte ich das Spiel endlich starten und war gefangen in einer wunderbaren Welt voll mit Hexern, Monstern und unzähligen Missionen, Gegenständen und alchemistischen Formeln. Wie gesagt, war das erste Wochenende ziemlich Spielintensiv, aber was andere als Sucht bezeichnen, ist für mich ausgiebige Recherche. Am Anfang ist alles noch ziemlich überschaubar und Anfängerfreundlich. Es werden die wichtigsten Charaktere vorgestellt und man bekommt einen sehr groben Überblick über die bisherigen Ereignisse. Kaer Morhen ist eine schöne alte Burg, mit vielen Gängen und Gerüsten, mit deren Hilfe auch gleich die Steuerung getestet werden kann. Das bringt mich auch schon zum nächsten Punkt: Die Grafik.

Egal ob Geralt von Riva sich in Wiesen bewegt, über Felder reitet oder in den Bergen Freunde besucht und Monster jagt, es sieht alles atemberaubend aus. Der Detailgrad hat mich ziemlich überrascht und es ist schon erstaunlich, was die Entwickler aus einer Konsole heraus kitzeln. Haare bewegen sich rhythmisch beim Reiten, Bäume rascheln und knistern, das Wasser in den Seen würde man am liebsten gleich trinken und wenn man in Skellige am Rand der Burgmauer steht und in die Sonne hinter den Bergen verschwindet, verblasst die Umgebung und die Mission wird irrelevant - es ist einfach nur schön! Ich hatte schon die Befürchtung, dass manche Stellen auf der Karte leer und trostlos wirken würden, doch die offene Welt, die sich langsam mit den Missionen immer weiter ausdehnt und umfangreicher wird, ist sowohl abwechslungsreich, als auch mit vielen verschiedenen Personen gefüllt. Alles wirkt glaubhaft. Es scheint keine Ecke zu geben, die die Entwickler eingefügt und nicht durch Kleinigkeiten aus Flora und Fauna ergänzt hätten. Eine wahre Meisterleistung. In detailliert ausgearbeiteten Städten begegnen dem Protagonisten die unterschiedlichsten Charaktere, welche alle ausnahmslos ihre eigene Geschichte haben. Man kann intensiv nachfragen, wenn es interessiert oder nur die wichtigsten Punkte abklappern, je nach Bedarf.

Wovon ich ebenfalls sehr positiv überrascht war ist der ungeheure Freiheitsgrad, den dieses Spiel aufweist. Dieser würde nur noch übertroffen, wenn man von Geralt individuell gestalten könnte. In den Dialogen lässt sich nicht nur der Ablauf einer Mission beeinflussen (friedlich oder mit Gewalt), ganze Quests scheinen dem Spieler verloren zu gehen, wenn man mit dem “falschen” Text antwortet oder nicht rechtzeitig auf einen Hilferuf reagiert. Auch bietet das Spiel immer wieder nicht umkehrbare Entscheidung, wie zum Beispiel das töten, retten oder hintergehen eines Monsters (bis auf die so genannten “godlings”; wer diesen sympathisch witzigen Kreaturen etwas antut, tötet auch Katzenbabys). Auch wirken sich Entscheidung oftmals auf spätere Missionen aus und machen sie dadurch leichter oder schwieriger. Wäre es nicht so zeitaufwendig, könnte durch strategisch richtiges speichern oder ein zweites Durchspielen jede Möglichkeit abgearbeitet werden, aber jetzt steht erst einmal der Spielspaß im Vordergrund. Mir kommt es auch so vor, als ob sich teilweise entscheiden lässt, wer Freund und wer zu einem Feind wird.

Apropos Missionen. Diese gestalten sich äußerst Abwechslungsreich. Bis auf die Hauptmissionen lassen sich alle Aufträge von der Reihenfolge und teilweise inhaltlich individuell gestalten. Es gibt verschiedene Typen von Nebenmissionen: die “normalen”, Schatzsuchen, Hexer-Aufträge,... Es wird einem vieles geboten, sodass es nie langweilig werden muss. Was mich etwas stört, aber das ist mein Problem mit Rollenspielen, ist die oft sehr Dialoglastige Abwicklung einer Missionen. Da rennt man von A über B nach C, nur um wieder nach A zu gelangen und bei jedem Standort redet man ununterbrochen mit den verschiedensten Personen. Das wird mir manchmal zu viel und dann kümmere ich mich um unentdeckte Orte oder erledige ein paar andere Aufträge.

Eine weitere interessante Frage, welche gleich zu Anfang beantwortet werden muss, später aber jederzeit geändert werden kann, ist die Einstellung des Schwierigkeitsgrades. Zwar habe ich mit Stufe 2 begonnen, da mir dieser aber mit der Zeit zu Schwierig und die Ladezeiten der PS4 zu lang wurden, reduzierte ich auf Stufe 1 und fahre bis jetzt ganz gut damit.

Alles in allem bin ich von Witcher 3 sehr begeistert und freue mich auch die nächsten 50 Stunden, die ich gemeinsam mit Geralt und seinem treuen Pferd Plötze (teilweise verstehe ich die Übersetzer des Spiels nicht und wie sie auf manche Namen kommen) erleben darf. Ich muss noch so manche Level aufsteigen und Rüstungen schmieden lassen, bis ich mich schließlich der Wild Hunt stellen und Ciri von ihren kalten Händen retten kann, auch wenn sie sich gut selbst in der Welt zurecht findet.

Viel Vergnügen
Chris

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