Tokyo Ghost: The Atomic Bomb

“Technologie ist das Licht, das die Dunkelheit vertreibt!” Mit diesen Worten begann Doctor Octavius in einem Spider-Man Spiel der 90er Jahre im Prolog einen Vortrag. Warum mir diese Worte bis heute im Gedächtnis geblieben sind, ist mir ein Rätsel. Doch sie passen sehr gut zum Comic “Tokyo Ghost”, da dort Technologie ebenfalls als der Allheilsbringer gefeiert wird und einzelne Menschenleben zu Score-Punkten verkommen. Eine Dystopie, bei der einem Angst und Bange wird.

  • Writer: Rick Remender
  • Artist: Sean Murphy
  • Colors: Matt Hollingsworth
  • Letters: Rus Wooton

“You love someone long enough you begin to wonder, ‘why?’ is it just familiarity? The fact they’ve been fixtures in your little story for long enough that they just become a part of you?” - Debbie

Die Zukunft in der die Handlung rund um unsere Protagonisten Debbie und Teddy Platz findet, ist nicht gerade schön. Verschiedenste Technologien haben dazu geführt, dass sich jeder in eine Flut an Informationen, Shows und Mitteilungen vergräbt, bis zu dem Zustand, an dem sie nur noch dahin vegetierend auf ihren Sofas sitzen. Holographische Displays, nehmen das komplette Sichtfeld ein, sodass man nicht mehr von der Realität abgelenkt wird. Speziell entwickelte Einrichtungen, wie Sessel, Stühle und Sofas fungieren als Arm für die gelieferten Informationen und vermitteln einen besseren Eindruck, des Geschehens. Nanobots, mit denen man sich freiwillig infizieren lassen kann, führen dazu, dass man sein Aussehen beliebig verändern kann, doch diese beherbergen einen Suchtfaktor, durch den man noch mehr in diese digitale Welt gelockt wird. Jeder kann eigene Shows produzieren und in die Sichtfelder der anderen Transferieren. Die Realität wird komplett abgeschottet.

Nur Debby weigert sich, in diese Welt einzutauchen. Sie hat keine Verbesserungen an sich und ist quasi noch 100% Mensch. Das hat sie von ihrem Vater gelernt. Früher war auch Teddy, ihr bester Freund und nun Partner, fern von aller Technologie. Doch brutales Mobbing, hat ihn dazu getrieben, sich den Constables anzuschließen. Dabei handelt es sich um die Judge Dredds dieser Welt. Doch haben sie keinen Code. Sie können tun und lassen was sie wollen. Und so verstümmelt und massakriert er seine früheren Peiniger, sobald er durch die Nanotechnologie, von einem schmächtigen kleinen Mann zu jemanden geworden ist, der Arnold Schwarzenegger und Dwayne Johnson mit einer Hand verprügeln könnte.

Debbie und ihr geliebter erledigen Aufträge für einen gewissen Mr. Flak. Ihr letzter Auftrag, bei dem sie Davey erledigen sollten, ist mehr oder weniger schief gelaufen und sie mussten die Flucht ergreifen. Bei Davey handelt es sich um jemanden, bei dem selbst der Joker nicht ruhig sitzen bleiben könnte. Für ihn, besteht die Realität nur aus einem andauernden Spiel, bei dem er so viele Punkte wie nur möglich machen muss. Ob er dabei hunderte oder tausende Menschen tötet, ist ihm dabei egal. Ich glaube, er ist an einem Punkt angelangt, an dem er nicht mehr realisiert, was er eigentlich tut. Jedes Mal, wenn dieser Typ auf den Seiten erscheint, wird mir etwas mulmig zumute, da er einfach unberechenbar ist. Seine Verrücktheit und impulsive Handlungsweise ist äußerst gefährlich.

Aber Mr. Flak gibt ihnen einen neuen Auftrag. Sie sollen in Tokyo ein EMP-Feld deaktivieren, damit er sich dort breit machen und den dortigen Warlord ausschalten kann. Sadurch, dass das EMP-Feld aktiv ist, funktionieren dort keine elektronischen Geräte, die Flak dort so gerne verbreiten würde. Doch der so genannte Warlord, ist alles andere als ein bestialisches Monster. Nicht nur die Reise des Paares dorthin ist faszinierend, sondern auch welch einfaches und komfortables Leben die Menschen dort führen. Die beiden benötigen aber einige Zeit, bis sie sich auf diese Lebensweise umgewöhnen. Vor allem für Teddy ist es nicht einfach, da er erst einmal seine Sucht überwinden muss. Außerdem ist es für ihn neu, dass nicht ständig Informationen auf ihn einprügeln und ihn beschäftigen. Auch seine Nanobots, die seine Kraft und Geschwindigkeit erhöhen, funktionieren nicht mehr. Eine komplett neue Welt öffnet sich für ihn.

Aber es geht nicht lange gut, denn Teddys Vergangenheit holt die beiden ein und zieht sie direkt wieder zurück in den Strudel, aus dem sie eigentlich geglaubt haben, entkommen zu sein.

Ich wusste nicht genau was ich von Tokyo Ghost halten sollte und habe einfach mal angefangen zu lesen, also eigentlich das was ich immer tue, wenn ich mir von einer Reihe die Collected Edition kaufe. Allein die Zeichnungen haben mich begeistert. Sean Murphy liefert ein Bild dieser Welt, welche ihres gleichen Sucht. So wie die Städte einen chaotischen, technologisch geprägten Eindruck hinterlassen, so ruhig und friedlich wirkt der Garten in Tokyo.

Durch diverse Rückblenden, werden die Hauptcharaktere Debbie und Teddy greifbarer und ihre Entscheidungen nachvollziehbar. Außerdem erhält man einen besseren Eindruck davon, was die Technologien dieser Welt mit den Menschen anrichten kann. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob man den Comic als eine Art Weckruf oder Warnung verstehen soll, wohin unsere eigene Reise uns führen kann. Aber es ist zumindest ein kleiner Hinweis, dass man auch einmal alles elektronische beiseite legen soll und das Leben so genießen, wie es ist.

Dieses Review soll aber jetzt nicht mit einer belehrenden Note enden, denn schließlich muss jeder für sich entscheiden, wie er oder sie mit den uns gebotenen Möglichkeiten umgehen möchte. Wie sehr man sie benutzen und in sein Leben integrieren will. Es ist aber finde ich nicht schlecht, hin und wieder einfach einen kleinen Denkanstoß zu bekommen und sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Denn Reflexion ist nur selten etwas schlechtes…

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