The Walking Dead Season 03

Sieben Monate auf der Straße und das auch noch im Winter machen aus einer chaotischen Gruppe wohl ein beinahe perfekt organisiertes Team, das füreinander einsteht. Der Unterschied zur letzten Staffel ist wirklich gewaltig. Die Figurenzeichnung hat deutlich an Qualität zugenommen, ungefähr so viel wie Lori. Besonders Carl hat sich gemausert - er ist ein wertvoller Teil geworden und beteiligt sich an vielen Missionen, man könnte ihn schon beinahe als Badass bezeichnen...

  • Developed by Frank Darabont
  • Cast: Andrew Lincoln, Sarah Wayne Callies, Laurie Holden, Norman Reedus, Steven Yeun, Lauren Cohan, Chandler Riggs, Danai Gurira, Michael Rooker
  • Musik: Bear McCreary
  • Executive producers: Frank Darabont, Gale Anne Hurd, David Alpert, Robert Kirkman u.a.
  • Erstausstrahlung: 14. Oktober 2012 auf AMC

“People with nothing to hide don’t usually feel the need to say so.” - Michonne

Anders als erwartet steigen wir bereits in dieser Staffel direkt mit dem Gefängnis ein, so wie es auch in der letzten Episode geteasert wurde. Gekonnt schaltet die Gruppe alle Zombies im Vorhof und zwischen den beiden Zaunreihen aus. Anschließend geht es in das Gefängnis und schon bald haben sie ein neues, sicheres zu Hause. Dieser Startpunkt gefällt mir sehr gut, zwar hat es auch seinen Reiz, wenn sie auf der Straße unterwegs sind und nicht wissen, was hinter der nächsten Kurve auf sie lauert, doch der Schauplatz bietet wie auch schon im Comic einen hervorragenden Ausgangspunkt für spannende Geschichten.

Ich dachte, ich benötige ein wenig Zeit, um mich wieder mit dieser Truppe vertraut zu machen, da sie sich doch etwas von der Vorlage unterscheidet, doch nach wenigen Minuten war ich in dieser Welt gefangen. Elf Folgen an einem Abend, dann durchgeschlafen und am Sonntagmorgen die restlichen fünf, so war meine Erfahrung mit der dritten Staffel von “The Walking Dead”. Ich mag solche “Binge Watching Events” sehr gerne, da man über einen längeren Zeitraum in dieser Welt bleibt und sich das denken anpasst. Man bekommt den richtig “Mindset”, wie es im englischen heißt und anschließend muss man sich erst wieder in der realen Welt orientieren. Es ist immer wieder ein Spaß, besonders deshalb, weil ich weiß, dass es bald wieder weiter geht - doch zuvor möchte ich den nächsten Comic lesen und mich etwas von den Geschehnissen erholen, denn zum Teil war es richtig harter Tobak, der den Autoren eingefallen ist.

Am markantesten in Erinnerung wird mir wohl die Geburt von Judith, Carls Schwester, bleiben. Auf der Flucht vor den Zombies, die durch den Alarm des Gefängnisses angelockt wurden, geraten Lori, Carl und Maggie in einen Raum und natürlich setzen die Wehen ein. So muss Maggie einen Kaiserschnitt durchführen und das was dann geschieht nimmt einen emotional mit. Ich benötigte anschließend erstmal eine kurze Pause. Der Regisseur ist unnachgiebig und lässt die Kamera immer am Geschehen, ohne einen wirklichen Cut - es geht immer weiter. Schließlich wird sie von den Schmerzen ohnmächtig und stirbt am Blutverlust. Das Carl ihr den Kopfschuss verpassen muss, damit sie nicht zu einem Zombie wird, hat mir dann endgültig den Rest gegeben. Eine wahnsinnige Szene, in der nicht nur die Schauspieler eine Meisterleistung abgeliefert haben. Ricks anschließende Rache an den verbliebenen Zombies ist eine logische Entwicklung und seine manisch brutaler Gang durch das Gefängnis ist nicht nur herzzerreißend, es führt schließlich auch zum Bruch seiner Psycho, er kann eben nicht alles bewältigen und ist, wie auch schon Batman feststellen musste, eben doch nur ein Mensch. Andrew Lincoln erreicht hier einen Höhepunkt seines Könnens und hat mich vollkommen von seiner Manie überzeugt. Am liebsten würde man ihm eine Pause gönnen, ihn in eine Zelle sperren und einfach mal drei Tage durchschlafen lassen - verdient hätte er es sich.

Apropos intensive Szenen. Das Bild von Glenn und Maggie, wie sie von Merle und dem Governor gefoltert, bloßgestellt und psychisch unter Druck genommen werden, hat sich ebenfalls in mein Gedächtnis gebrannt. Man könnte sich immer mit dem Fakt aus der Situation retten, dass doch alles nicht echt ist, doch wenn es so real wirkt und die emotionale Verbindung mit den Protagonisten in dem Moment so aufgeladen und intim ist, kann man nicht anders als schockiert vor dem Bildschirm zu sitzen und fassungslos zuzuschauen - man hofft auf ein baldiges Ende, doch den Autoren fallen immer grausamere Taten ein und zeigen auch, dass die Walker nicht unbedingt nur erschossen und erstochen werden müssen, sondern sich super als primitive Folterinstrumente eignen - wenn man sie nicht gerade für Showkämpfe Zweckentfremdet.

Positiv aufgefallen ist mir allerdings, dass es zumindest innerhalb einer Staffel Konsequenzen gibt, wenn sie schon Staffelübergreifend nicht funktionieren. So begleiten die beiden ihre Erfahrung über mehrere Episoden hinweg. Nicht nur die physischen, sondern vor allem die Mentalen.

Kommen wir von expliziten Szenen nun zu ein paar Figuren. Allen voran der Governor. Ihn lernen wir bald kennen und ich muss zugeben, dass er sich als nicht gerade als der beste Villain entpuppt. Er ist grausam, man möchte ihn nicht bei Nacht begegnen, oder bei Tag und ist ein richtiger Psychopath, der alles macht, um seine Ziele zu erreichen - Lügen, Manipulation, Mord, alles keine Fremdwörter für ihn - am liebsten möchte er die absolute Kontrolle über alles und jeden in der Umgebung. Doch irgendwie will er sich nicht so richtig als das ultimative Böse, dass er darstellen soll, entpuppen. Einerseits möchte er seine Familie zurück, andererseits möchte er mordend ein paar Städte beherrschen. Sein Konflikt mit Michonne kommt in der Serie auch nicht so wirklich rüber. Zwar verstehe ich, dass man aus Zeitgründen nicht alles zeigen kann oder will, doch diesen absoluten Hass, kann ich nicht nachvollziehen. Als sie dann auch noch seine Zombietochter tötet ist es endgültig vorbei.

Da wir gerade dabei sind, auch Michonne gehört zu den interessantesten neuen Figuren. Ihre Talente mit dem Samuraischwert allein machen sie mysteriös und ihre Vergangenheit würde ich gerne näher kennen - da bin ich schon auf die Bücher gespannt, wo sie anscheinend auch eine größere Rolle einnimmt. Anfangs ist sie sehr schweigsam und so richtig warm ist sie mit Andrea nicht geworden, auch wenn sie knapp über sieben Monate miteinander verbracht haben. Sie scheint mir den anderen aus der Gruppe, die sie Carl sei dank aufnehmen, schon aufgeschlossener und wird zum Ende hin richtig mitteilungsbedürftig. Ihre Stärke, Disziplin und Durchsetzungsvermögen werden der Gruppe noch gut tun. Sie erinnert ein wenig an eine weibliche, härtere Version von Daryl.

Dieser ist nun endgültig in der Gruppe angekommen und sorgt sogar für das Baby. Er und Carol könnten ein nettes Paar abgeben, auch wenn ich nicht denke, dass dies mal geschehen wird. Sie sind gute Freunde, die sich vertrauen. Zu sehen, wie er wieder mit seinem Idioten von Bruder weiterzieht tut beinahe körperlich weh. Ich kann nachvollziehen warum er es tut, doch es fühlt sich einfach falsch für ihn an. Da kann auch die durchaus positive Entwicklung von Merle nichts mehr ausrichten.

Der Rest der Gruppe hat einen Platz und eine Funktion gefunden, mit der sie zu recht kommen. Glenn entwickelt sich zu einem durchsetzungsfähigen zweiten Anführer und ist nicht mehr mit dem Glenn der ersten Staffel zu vergleichen. Beth ist die Ersatzmutter für Judith und kümmert sich rührend um sie. Wenn sie anfängt zu singen und alle aus der Gruppe lauschen, bekommt alles ein heimeligeres Gefühl. Carol hält den Betrieb am Laufen und macht alles, angefangen vom Babysitten, bis zum erschießen von Zombies. Ihre Entwicklung gefällt mir ebenfalls sehr gut und ich hoffe sie bleibt uns noch eine Weile erhalten.

Es gibt noch eine Menge Punkte, die mir in dieser Staffel gut gefallen haben, das Wiedersehen mit Morgan, die Einführung von Tyreese und seiner Gruppe, Andreas Schlichtungsversuch mit den beiden Parteien, Miltons Entwicklung vom folgsamen Gehilfen zum aktiven Widerständler, Hershels innige Unterhaltungen mit jedem aus der Gruppe und so weiter. Sowohl die Fortführung der Geschichte, als auch die der Charaktere überzeugt auf ganzer Linie und hat mich bis zur letzten Minute gefangen. Ich bin mehr als gespannt wie es weiter geht und denke, dass wir noch längere Zeit im Gefängnis verbringen werden.

Kommen wir mal etwas weg vom Inhalt der Serie und widmen uns etwas dem Aufbau - dem ich viel zu wenige Worte widme. Allein die Sets sind schon erwähnenswert. Die Wälder, das Gefängnis, die Stadt des Goveners, alles fühlt sich echt an und nur selten kommt einem der Gedanke, dass ist jetzt aber ein künstlich aufgebautes Modell.

Auch die Kameraeinstellungen, die teilweise mit einem ungewöhnlichen Blick auf das Geschehen überraschen, sind gut gewählt. In manchen Episoden starten wir zum Beispiel aus der Sichtweise eines Zombies, bevor wir den Protagonisten begegnen. Bei der Unterhaltung zwischen Rick und dem Governor, blicken wir von oben durch eine Luke auf sie. Passend zu den Kamerafahrten und dem Geschehen ist auch die Musik ausgewählt. Nur selten nimmt man sie bewusst war, so wie es auch sein soll. Sie ist dazu da, das was vor sich geht zu unterstreichen, zu intensivieren.

Wie ihr seht bin ich sehr beeindruckt, wie sehr sich die Qualität von Staffel zwei auf drei gesteigert hat. Wenn sie diese beibehalten können, stehen uns noch viele spannende Abenteuer bevor und am neugierigsten bin ich eindeutig darauf, wo es nach dem Gefängnis hingeht und wer schließlich den Governor tötet, außer er bleibt uns noch über längere Zeit erhalten.

Viel Vergnügen
Chris

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