The Walking Dead Season 01

Es ist schon erstaunlich, wie die beiden Medien Fernsehen und Comic miteinander korrelieren und welche unterschiedlichen Herangehensweisen teilweise verwendet werden. So gibt es manchmal nur Details die sich unterscheiden und dann fügen die Autoren ganze Abschnitte ein, die es nie in den Comic geschafft haben und dies bei gerade einmal sechs Episoden der ersten Staffel.

  • Developed by Frank Darabont
  • Cast: Andrew Lincoln, Jon Bernthal, Sarah Wayne Callies, Laurie Holden, Jeffrey DeMunn, Steven Yeun
  • Musik: Bear McCreary
  • Executive producers: Frank Darabont, Gale Anne Hurd, David Alpert, Robert Kirkman
  • Erstausstrahlung: 31. Oktober 2010 auf AMC

“We don't kill the living.” - Rick

Zuerst einmal muss ich mit dem Casting anfangen. Ich bin begeistert von den Schauspielern, die ausgewählt wurden, denn teilweise passen sie fast zu hundert Prozent zu ihren Pendants im Comic. Bei den darstellerischen Leistungen würde ich mir zwar manchmal mehr Hingabe erwarten und die Chemie passt auch nicht immer, doch im großen und Ganzen sind sie überzeugend. Immerhin muss sich nicht nur die fiktive Gruppe im Walking Dead Universum erst einmal kennen lernen, sondern auch die Schauspieler untereinander. Am nervigsten oder auch seltsamsten finde ich zurzeit Ricks Frau Lori. Im Comic wirkt sie zwar auch nicht gerade wie der Badass a la Sigourney Weaver, allerdings zeichnen die Autoren ein klares Bild von ihr. In der Serie schwankt sie mir noch zu stark zwischen unsicherer Liebhaberin, selbstbewusster Frau und seltsamer Mutter. Was mich genau stört kann ich nicht benennen, allerdings entwickelt sie sich gut in den ersten Folgen. Für ein endgültiges Urteil ist es aber noch zu früh.

Die Unterschiede zum Comic halten sich am Anfang noch in Grenzen. Hier wird ein Zombie mehr erschossen, dort erhält er seine Uniform später. Allerdings driften die beiden Medien immer weiter auseinander. Mir sind besonders drei Dinge aufgefallen, die Grundlegend anders sind und auf die ich genauer eingehen möchte.

1. Shane und Lori: Die beiden hatten im Comic einmal Sex und sind weit davon entfernt als Paar durchzugehen. Lori hält es außerdem für einen Fehler und trauert noch um ihren Mann. Doch in der Serie könnte man meinen, die beiden seien schon ewig zusammen, nur versuchen sie es vor den anderen und besonders vor Carl, Loris und Ricks Kind, zu verstecken. Hier bietet sich natürlich ein großes Konfliktpotential und soll wahrscheinlich zur Spannung beitragen. Ich finde dies hätte man auch mit dem einen “Ausrutscher” und ein paar subtilen Anspielungen geschafft. Besonders die provokante Anmache im C.D.C. hätte man Shane abgekauft, ohne dass sie zuvor eine längere, heimliche Affäre gehabt haben. Es deutet sich auch schon an, dass der Konflikt zwischen ihm und Rick immer weiter anwächst und es kann nicht mehr lange dauern, bis dieser den Schwellpunkt erreicht. Ich bin gespannt, ob er sich genauso auflöst, wie im Comic vorgegeben.

2. Merle und Daryl: Die beiden gibt es im Comic gar nicht und sind repräsentativ für den ein oder anderen Charakter, der in der Vorlage anders transportiert wird, denn in der Serie ist die Quote an dedizierten Arschlöchern definitiv höher. Diese handeln meist aus primitiven Instinkten und wollen sich nicht in die Gruppe einpassen, weil ihr Ego zu groß ist oder etwas anderes zu klein. Doch sind sie geistesgegenwärtig genug um festzustellen, dass ihre Chancen alleine zu überleben gegen Null gehen. Nur für’s Protokoll, Daryl mag ich von allen unliebsamen Charakteren noch am meisten und er macht sicher noch eine Interessante Entwicklung durch, sofern er es verhindern kann von einem “Walkter” gefressen zu werden.
Auch hier ist spielt natürlich wieder das Konfliktpotential und die mögliche Eskalation von Situationen eine große Rolle. Es bleibt immer spannend, wie der oder diejenige Reagiert. Dieser Punkt stört mich weniger, auch wenn solche Idioten einen hohen Nerv-Faktor haben.

3. C.D.C.: Was im Comic bisher noch gar nicht aufgetaucht ist, ist das CDC. In den letzten beiden Episoden spielt dieses eine größere Rolle. Vor allem dessen, weil ein Mann in der Gruppe gebissen wurde und sie eine Heilung finden möchten. Dieser stirbt zwar auf dem Weg dorthin, doch versuchen kann man es doch auf jeden Fall.
In der Niederlassung können sie sich erstmal stärken, bevor sie weiterziehen müssen, da der psychisch angeknackste Doktor sie alle “dekontaminieren” möchte. Es entwickelt sich eine interessante und spannende Atmosphäre und zeigt teilweise das wahre Gesicht eines Charakters, besonders natürlich wer für wen Gefühle hat und wer wirklich leben möchte. Schade ist, das am Ende Jacqui stirbt, da sie für mich zu den Charakteren zählte, die das meiste Entwicklungspotential haben, doch in Serien ist es meistens so, dass Protagonisten, die ich ins Herz geschlossen habe als erstes sterben. Wie dem auch sei, am Ende stehen sie wieder auf der Straße und müssen überlegen wie es weitergehen soll.

Ich bin noch am Anfang der Serie und mir ist bewusst, dass sich manche Dinge erst Entwickeln müssen. Besonders die Gruppendynamik. Sie müssen sich erst alle richtig kennen lernen, damit sie sich blind vertrauen können. Die Gruppe wurde immer weiter dezimiert, dies ist vor allem deshalb möglich, da um einiges mehr Menschen in der Serie, als im Comic beteiligt sind. Auch dies spielt natürlich mit den Erwartungen der Zuschauer, denn so kann man überrascht jemanden sterben lassen, ohne dass es die gute Vorlage beeinträchtigt und man wertvolle Charaktere opfern müsste. Es wäre auch langweilig, wenn alles von Anfang an mehr oder weniger Reibungslos laufen würde. Ich habe vertrauen in die Macher, auch deshalb, weil Robert Kirkman an der Serie beteiligt ist.

Man kann eben nicht die gleichen Geschichten erzählen wie im Comic. Sie müssen dem Medium Fernsehen angepasst werden. Es handelt sich schließlich auch um zwei unterschiedliche Zielgruppen und Erwartungshaltungen. Ich bin jedenfalls angefixt und sehr gespannt auf Staffel zwei. Die Welt der Walker (keine Ahnung warum sie in der Serie das Wort Zombie vermeiden, auch wenn ich die alternative Bezeichnung cool finde), hat mich packt.

Bis demnächs
Chris

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