The Huntsman and the Ice Queen

Dieses Review kann Spuren von Spoiler enthalten.

Quelle: http://www.blackfilm.com

"Men have forgotten what it means to be afraid. We will bring fear." - Freya (The Ice Queen)

Ich dachte nicht, dass ich das je in einem Review schreiben würde, aber in diesem Film fehlt eindeutig Kristin Stewart als Snow White. Der erste Film war weit davon entfernt eine gute Umsetzung des Mythos zu sein oder auch nur ein gut gemachter Film, jedoch hat er Unterhalten und war nicht langweilig. Dabei ist das doch unbestreitbar das wichtigste an einem Film - er soll sein Publikum gut unterhalten und es nicht für absolute Idioten verkaufen. Dem ersten Teil ist das wie gesagt gut gelungen. Bei der Fortsetzung jedoch läuft sehr viel schief und ich bin mir bis jetzt noch nicht einmal ganz sicher, woran das genau liegen mag - es ist einfach zu viel.

Doch worum soll es in dem Film eigentlich gehen? Immerhin ist es eine Snow White Fortsetzung ohne Snow White - allein dieser Vorschlag hätte irgendjemanden stutzig machen sollen - aber alles der Reihe nach:

Der Film ist insgesamt in zwei Teile gegliedert: Ein Prequel und ein Sequel. In den ersten ca. 30 Minuten wird die Origin-Story des Huntsman erläutert. Angefangen von seiner Kindheit, der Entführung durch die Soldaten der neuen Ice Queen, über sein Training, bis hin zu dem Mann, den wir aus dem Vorgänger kennen. Parallel dazu läuft die Origin-Story von der Ice Queen selbst. Danach machen wir gewaltigen zeitlichen Sprung. In diesem, sind die Ereignisse vom ersten Teil verankert und die Ereignisse die jetzt einsetzen, spielen danach. Falls das am Anfang niemand versteht oder sich nicht mehr genau an die Ereignisse aus Snow White and The Huntsman erinnern kann, ist das nicht all zu schlimm. Diese werden nämlich äußerst billig und seltsam zusammengefasst, sodass der Zuschauer die nächsten Minuten hauptsächlich damit beschäftigt ist die kruden Szenen zu entschlüsseln, statt dem Film zu folgen - keine Sorge, man verpasst nicht viel.

Ich muss sagen, dass ich dieses Vorgehen nicht ganz nachvollziehen kann. Denn scheinbar will in Hollywood niemand mehr Geld machen. Anders lässt sich die Tatsache nicht erklären, dass in letzter Zeit vermehrt Filme erscheinen, aus dessen Handlungsstränge und Ideen man leicht zwei oder drei hätte machen können. Batman v Superman ist hier ein tolles Beispiel (siehe die drei Artikel, die ihr hier, hier und hier findet). Es bleibt nur zu hoffen, dass Captain America Civil War nicht betroffen ist.

Abgesehen davon, dass allgemein niemand eine Fortsetzung wollte, erkenne ich drei Filme, die ich in dieser Geschichte verstecken. Zum Einen eine bessere Entstehungsgeschichte des Huntsman. Mit Jessica Chastain als Partnerin, hätte dies eine spannenden Geschichte á la Hansel und Gretel werden können. Zum Anderen fände ich interessant, einen rein bösen Film zu machen. Wie kamen Revenna und ihre Schwester genau an die Macht? Wie sind sie zu den super tollen Hexen geworden, die sie sind? Viele Fragen werden hier nicht beantwortet bzw. einfach übergangen und in einem eigenständigen Film böte sich die Gelegenheit diese zu vertiefen. Dann wäre da natürlich noch die direkte Fortsetzung von Snow White. Es wäre wirklich schön, wenn Snow White in ihrer Fortsetzung Platz finden würde. Es wäre sogar in Ordnung eine andere Schauspielerin zu verwenden, wenn Kristin Stewart keine Zeit oder Lust hat, aber nur über sie zu reden und ein schlechtes Body-double zu verwenden, trägt nicht unbedingt zur einer gut umgesetzten Story. Gibt es nicht irgendwo das Motto: Show, don´t tell? Doch durch das gebotene, seltsame Gemisch an Geschichten wirkt alles sehr unbeholfen. Auch das Pacing ist weder stringent noch konsistent.

Fehl am Platz ist auch, wie sich der Film an manchen Stellen sehr ernst nimmt und an anderen über sich selbst lacht. Apropos Stimmung: Der Einstieg in den Film geschieht durch den Mord an das wenige Wochen alte Baby der zukünftigen Ice Queen (das ist der Trigger der ihre Zauberkräfte frei setzt). Kindsmord ist jetzt nicht unbedingt die leichteste Kost und der Schock gelingt durchaus. Doch leider wird dann wenig daraus gemacht bzw. diese düstere unheilvolle Stimmung nicht beibehalten. Insgesamt fehlt der Handlung und den Charakteren das gewisse etwas. Es dümpelt eher vor sich hin. Lediglich am Ende, als schließlich unsere Hexe Revanna aus dem ersten Teil wieder aufersteht, wird es für wenige Augenblicke spannend. Man erhofft sich ein magisches Duell der Spitzenklasse. Doch keine Sorge, die Macher wissen diese Erwartung gekonnt zu enttäuschen.

Was mich dann wirklich beinahe dazu gebracht hat, die Vorstellung zu verlassen, sind die billigen Versuche Spannung in die dünne Geschichte zu streuen. In einem Film der mit The Huntsman betitelt ist, darf es als eher unwahrscheinlich gelten, dass der Held im ersten Drittel getötet wird. Oder bei der Hälfte. Oder im letzten Drittel. Irgendwann habe ich dann aufgehört zu zählen, doch es wird mindestens dreimal angedeutet, dass er jetzt wirklich gestorben ist. Natürlich ist er es nicht und meist dauert es auch nur wenige Augenblicke bevor die nervenaufreibende Unsicherheit aufgelöst wird (das war übrigens Sarkasmus). Das einzige was an diesen Vorfällen auch nur annähernd Nervenaufreibend ist, ist mitzuraten wie er denn dieses Mal sterben wird.

Doch neben der Geschichte und den Charakteren sind auch die CGI-Effekte nicht gut gelungen. Im Kleinen funktionieren sie wunderbar und verschmelzen mit der unwirklichen Welt, doch sobald wir etwas Komplexeres geboten bekommen, sieht es billig aus. Besonders für das Reittier der Titelgebenden Ice Queen hätte man sich mehr Mühe geben können. Denn wenn schon eine Kreatur gut aussehen soll, dann wohl das Wuffi der Königin, welches eine Kreuzung aus Eisbär und Gepard zu sein scheint. Die Zweite wichtige Kreatur ist eine Art Troll-Goblin, der eher einem Minotaurem gleicht. Doch der Kampf zwischen den Protagonisten und ihm, wirkt lächerlich unbeholfen und die schnellen Schnitte sollen wohl dem Zuschauer davon überzeugen, Teil eines epischen Kampfes zu sein.

Doch lasst mich dieses Review mit den positiven Aspekten beenden. Die Schauspieler machen aus dem bisschen, was ihnen das Drehbuch zur Verfügung stellt, so viel sie können. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie man bei manchen Dialogen ein ernstes Gesicht behalten kann. Der hochkarätige Cast um Chris Hemsworth, Jessica Chastain, Emily Blunt und Charlize Theron, die mit ihrem klasse Over-acting alle anderen überstrahlt, weiß durchweg zu überzeugen. Besonders die Zwerge, die den Huntsman auf seinen Abenteuern begeliten, wissen immer wieder mit guten Witzen die Stimmung zu heben. Was auch sehr gut gefällt sind die tollen Kostüme. Insgesamt ist die Welt sehr faszinierend und detailreich gestaltet.

Wer sich den Film ansehen will, sollte damit warten bis dieser bei den gängigen Streaming-Anbietern bzw. auf BluRay zur Verfügung steht. Ein Kinobesuch lohnt sich definitiv nicht. Besonders das überflüssige 3D ist ärgerlich. Es führt nur dazu, dass man für den Film mehr zahlen muss und sich noch mehr ärgert…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *