The Hateful Eight

Drei Jahre nach Django Unchained kommt der nächste Quentin Tarantino Film in die Kinos. Dabei ist die Entstehungsgeschichte des neuen Werkes genauso spannend wie das eigentliche Endprodukt selbst.

Quelle: http://teaser-trailer.com/quentin-tarantinos-the-hateful-eight-2-new-posters/

"Now, Daisy, I want us to work out a signal system of communication. When I elbow you real hard in the face, that means: shut up." - The Hangman

Wir schreiben das Jahr 2013. Der eigenwillige Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino hat die erste Version des Drehbuchs abgeschlossen und es an vier Kollegen geschickt. Dieses Vertrauen wird damit bezahlt, dass eben diese Version im Internet veröffentlicht wird. Eine Mischung aus Zorn und Enttäuschung lässt ihn vorerst das gesamte Projekt einstellen. Ein Jahr später und nach einer gründlichen Überarbeitung lädt er zu einer Lesung des Skripts nach LA ein, zu der mehr als eintausend Menschen erscheinen. Fast der komplette endgültige Cast ist anwesend und spricht die Rollen. Diese, nach eigenen Angaben Tarantinos, tolle Erfahrung und das drängen von Samuel L. Jackson veranlassen ihn schließlich dazu, doch weiter an dem Projekt zu arbeiten. Und so beginnen Anfang 2015 schließlich die Dreharbeiten.

Doch er filmt nicht wie sonst auf einem 35mm Film - der Regisseur schwört auf analoge Filmaufnahmen und wehrt sich gegen digitalen Film - sondern auf 65mm Film mit anamorphischen Kameras. Was bedeutet das? Diese Technik wurde zuletzt 1966 bei dem Film Khartoum eingesetzt. In enger Kollaboration mit Panasonic gelang es, erneut auf diesem wahrhaft historischen Format zu filmen. Durch die anamorphischen Linsen erhält die Aufnahme ein besonders breites Bild. Auch wenn The Hateful Eight vorwiegend im inneren einer Hütte spielt, sind die Landschaftsaufnahmen, die dem Zuschauer geboten werden atemberaubend. Man erhält ein, im wahrsten Sinne des Wortes, neues Bild von dem Film. Tim Roth, Darsteller des listigen Oswaldo Mobray, sagte in einem Interview: “Ich denke für uns Schauspieler es wie ‘Oh, wir sind in einem Film, nicht auf einer Festplatte, sondern in einem Film’”.

Anders als die letzten tendenziell epischen Western Tarantinos, gleicht The Hateful Eight eher einem Kammerspiel. Im Zentrum stehen die Titelgebenden acht Figuren, die zufällig in Minnies Kurzwarenladen absteigen, da sie ein Blizzard einholt. Alles fängt mit John “The Hangman” Ruth (Kurt Russell) und Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) an. Ruth will diese nach Red Rock bringen und 10.000$ Kopfgeld für sie einsacken. Auf dem Weg begegnet er Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) und Chris Mannix (Walton Goggins). Als sie schließlich in der Hütte ankommen finden sie dort nicht Minnie, sondern vier fremde Männer vor: Bob (Demián Bichir) , Joe Gage (Michael Madsen), as Bob (Marco the Mexican), General Sanford Smithers (Bruce Dern) und den erwähnten Oswaldo Mobray. Was sich dann entwickelt ist ein brachiales Dialogfeuerwerk, gespickt mit Twists und Wendungen, wie man es nur von Tarantino erwarten kann.

Er greift dabei auf seine klassischen Erzählmotive zurück. Gliedert er nicht nur den Film in verschiedene Kapitel, sondern lässt auch mal einen Erzähler vergangene Ereignisse Revue passieren. Die einzelnen Charaktere sind fantastisch ausgearbeitet und man weiß nicht, wen man nun mehr misstrauen soll. Die Schauspieler hauchen durch bestimmte Akzente und einer eigenen Gestik jedem Protagonisten Leben ein. Nie kann man sich sicher sein, welche tatsächlichen Motive jemand wirklich verfolgt und die gebotenen Wendungen machen es zu einem Genuss den schlagfertigen und teils absurden Argumenten zu lauschen.

Einzig das fünfte Kapitel durchbricht diese besondere Atmosphäre. Wir springen hier etwas in die Vergangenheit um einen vollständigeren Blick zu bekommen. Doch durch diesen Sprung dauert es wieder einige Zeit, die zuvor erstellte Stimmung wieder aufzubauen. Aber schlussendlich hat sich die Mühe gelohnt, die die Verantwortlichen bei der Produktion auf sich nahmen. Seien es die Dreharbeiten in einem Schneesturm oder die Studioaufnahmen im originalgetreuen Nachbau bei 2°C. Der im Marketing prominent dargestellte achte Tarantino-Film reiht sich bravurös in die Klassiker des Meisters ein.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *