Star Wars: The Force Awakens

17.12.2015 00:01 Uhr, Reutlingen, Deutschland: Das Kino ist wie erwartet äußerst voll mit Menschen, die einen magischen Abend erleben wollen - hier ein Stormtrooper, dort eine Prinzessin Leia und trotz der vielen Lichtschwerter hat niemand eine Hand verloren. Ich hole mir mein Mineralwasser und die M&M’s, gehe in den Kinosaal und suche mir meinen Platz. Bereits den ganzen Tag stieg die Vorfreude immer weiter an und jetzt ist es endlich so weit: Die Lichter im Saal erlöschen, es wird dunkel - schließlich erscheint der “Lucasfilm” Schriftzug auf der Leinwand und ich habe das Gefühl, dass alles gut wird…

Das folgende Review von “The Force Awakens” teilt sich in zwei Teile. Als erstes gebe ich einen kurzen Überblick, was ich von dem Film erwarte - diese Gedanken habe ich direkt vor dem Film geschrieben - anschließend folgt das spoilerhaltige Review.

Die Erwartungen

 

1983 erscheint das große Finale einer Trilogie, die eine Mythologie und Fanbase nach sich ziehen wird, wie es wohl keiner erwartet hätte. Damit ist es mittlerweile 32 Jahre her, seit wir den letzten (guten) Star Wars Film bekommen haben. Es mag Stellen in den Prequels geben, die man gut finden kann, wie das Podracer Rennen, der Kampf zwischen Obi-Wan, Qui-Gon und Darth Maul, ja, das war’s eigentlich auch schon, doch im Prinzip wurde der Mythos um Darth Vader eher zerstört, als weiter ausgebaut - doch lassen wir dieses Fach zu Sicherheit mal zu.

Mit einer emotionalen und viel debattierten Vergangenheit wie Star Wars ist man schnell verleitet seine ganze Hoffnung in diesen, von JJ Abrams inszenierten, Film zu setzen - dazu zähle ich mich übrigens auch. Hinzu kommt noch, dass dieser für Disney nichts weniger als eine völlig neuartige und moderne Wiederbelebung eines Franchises darstellen soll, dem genauso viele entgegenfiebern, wie sie gefürchtet wird. Ist es also gerechtfertigt, so viel von Abrams und seinem Team zu verlangen? Eigentlich sollte man vorsichtiger an die Sache herangehen, aber das Marketing um Episode VII war so geschickt gemacht, es wurde nichts essentielles verraten und das was gezeigt wurde, strahlte so viel Hoffnung aus, da kann man eigentlich nichts anderes, als das Beste erwarten.

Aber was genau wollen wir - respektive ich - von diesem Film?

  • Keine Jar-Jar-Artige Witzfigur, die den Film “leichter” gestalten soll.
  • Keine langen, langweiligen Senats-Verhandlungen
  • Eine Kombination aus praktischen Effekten und CGI.
  • Atemberaubende Lichtschwert-Kämpfe
  • Gute Charaktere, die sich glaubwürdig weiterentwickeln
  • Ein breites Kaleidoskop verschiedener Charakteren
  • Die Figuren aus den früheren Filmen (Han, Leia, Luke,…) sollen in Ehre gehalten werden.
  • Einen klassischen Einstieg: Logo des Studios, Fanfare, Lauftext usw.

Es wird in diesem Film keine großen Experimente geben. Für solcherlei Dinge gibt es die Anthology-Filme. Hier wird man sich eher an die Basics halten und diese entsprechend gut umsetzen, damit das Vertrauen der Fans wieder gewonnen wird. Ich freue mich auf den Film heute Abend. Es sind noch genau zweieinhalb Stunden bis zur Premiere, das Ticket liegt seit Wochen bereit, der Vorhang kann sich öffnen. May the Force be with us…

Das Review

Erst einmal vorweg: Ich habe mir den Film mittlerweile 4x angesehen - alles natürlich rein zur Recherche, damit ich auch nichts übersehen habe. Bevor ich auf die einzelnen Dinge eingehe, möchte ich euch versichern, dass der Film wirklich gut ist. Wie erwartet hat sich JJ Abrams an bekannten Mustern, vor allem aus denen der Original-Trilogie bedient und diese entsprechend modernisiert und neu aufgearbeitet. Dabei gelingt ihm der Spagat zwischen einem kleinen Remake und einer Fortsetzung des vorhandenen Universums ziemlich gut.

Fangen wir bei einem sehr heiklen Thema an: CGI. Ich weiß nicht genau warum, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wenn man das Kürzel CGI verwendet, um die Effekte in einem Film zu beschreiben, ist diese Bezeichnung negativ behaftet. Vor kurzem habe ich ein Video auf YouTube entdeckt, welches sehr anschaulich darstellt, dass CGI nicht das Böse etwas ist, dass unsere heutigen Filme zerstört. Ganz im Gegenteil hilft es sogar, die Film so darzustellen, wie es die Visionäre es sich immer geträumt haben. Dabei muss man immer im Auge behalten, welche Art von Film gezeigt werden soll. Bei einem Film wie Avatar rechnet man nicht mit großen real gebauten Sets, die Welt ist einfach zu fantastisch und unterscheidet sich von unserer so sehr, dass es sich nicht anders umsetzen ließe (James Cameron hat dafür eigens diverse Technologien mitentwickelt, um den Film überhaupt machen zu können). Auf der anderen Seite haben mir Mad Max, den alle für seine bodenständige und handgemachte Action loben. Doch dieser würde ohne CGI auch nicht so aussehen, wie er es nun einmal tut. Klar die Autos funktionieren und die feuerspeiende Gitarre gibt es wirklich, doch der tief orange Look und der klare blaue Himmel wurden nachträglich so “eingefärbt”. Bei Star Wars ist es wiederum anders. Hier will man diese Kombination aus praktischen Effekten und CGI haben, damit wir mehr an diese Welt glauben können. JJ hat dies wirklich wunderbar in diesem Film umgesetzt. Doch was nützt es uns nun tatsächlich?

Werden wir etwas konkreter: Rey, unsere Heldin, auf die ich später noch einmal zu sprechen komme, lebt auf dem Planeten Jakku. Dort sammelt sie Schrott, putzt diesen und verkauft ihn für Nahrung weiter. Das kleine Dorf, in welchem sie lebt steht bzw. stand tatsächlich so in einer Wüste. Kreaturen wurden mit Kostümen und Mechaniken zum Leben erweckt. Dies macht die Welt greifbar und wirklich real. Es entsteht sofort eine Atmosphäre, die mit reinem CGI so nicht entstanden wäre (vgl. Prequels). Andererseits ermöglichen die heutigen Computereffekte, dass wir Luftkämpfe direkt über dem Boden sehen können, direkt in der Atmosphäre eines Planeten. Früher wäre so etwas nicht möglich gewesen. Die Animateure haben hier eine wirklich fantastische Arbeit geleistet, denn so etwas, hat man in einem Star Wars Film noch nicht gesehen. Hier gibt es gleich zwei tolle Beispiel. Zum einen die Flucht von Rey, Finn und BB-8 von Jakku und später im Film, sehen wir auch aus der Perspektive Finns, der sich auf dem Boden befindet, Poe diverse T-Fighter und Bodentruppen besiegen. Der letztgenannte Panorama-Shot ist fantastisch gemacht und den könnte ich mir immer wieder ansehen.

Da wir nun in einer Welt sind, die wir nachvollziehen können und die immer wieder beeindruckend aussieht, benötigen wir noch Charaktere, die uns durch die Geschichte führen. Rey ist eindeutig die Heldin des Filmes und auch wenn sie, so wird sie zumindest dargestellt, schon beinahe alles kann (Schiffe fliegen, Dinge reparieren, mit dem Lichtschwert kämpfen usw.), kaufe ich ihr das alles ab. Die Schauspielerin Daisy Ridley verkörpert diese starke, selbstständige Frau, was besonders am Anfang in einer emotionalen, aber auch teils witzigen Sequenzen verdeutlicht wird, hervorragend. Sie ist ein guter Bezugspunkt für den Zuschauer und ich freue mich schon auf die Bücher oder Comics, die ihre Vorgeschichte erzählen und wie sie zu den Fähigkeiten, die sie kann, gekommen ist (diese sind zwar noch nicht bestätigt, doch es ist nur eine Frage der Zeit).
Dann haben wir Finn, den rebellischen First-Order-Soldaten. Anfangs hatte ich so meine Schwierigkeiten mit ihm, da er bis zur hälfte des Film eigentlich nicht viel anderes tut, als schwer zu atmen und den Feigling vom Dienst zu spielen. Bis zum Ende hin wird er aber sympathischer und ich bin gespannt, was seine Reise ist.
Den Rebellen-Piloten Poe Dameron bekommen wir leider nur sehr kurz zu sehen, wenn er aber auf der Bildfläche erscheint, räumt er sämtliche Sympathiepunkte ab. Der Schauspieler Oscar Isaac ist sehr charismatisch und perfekt für die Rolle.
Bevor ich dann zur alten Garde komme, möchte ich noch ein paar Worte zu meinem absoluten Favoriten verlieren: Kylo Ren. Er wird zu Beginn des Film als der harte Führer von der First Order dargestellt. Er ist bewandert in der Macht, hat ein nie da gewesenes Lichtschwert und eine auftreten, welches man fürchten kann. Doch nach und nach realisiert man, dass er noch in der Ausbildung seines Meisters Snoke steht und darum kämpf, ob die dunkle Seite tatsächlich die Richtige ist. Als er dann auch noch seine Maske abnimmt und man sein Gesicht sieht, erkennt man wie jung er ist. Wie ist Darth Vader zu seinem Vorbild geworden? Was ist in der Ausbildung mit Luke schief gelaufen? Diese Fragen möchte ich auch gerne in dem ein oder anderen Medium beantwortet haben. Ihm und seinem Vater Han Solo, gehört dann auch der tragischste Moment des ganzen Filmes, den ich hier nicht verraten möchte. Nur so viel: Dieser Moment ist so fantastisch Inszeniert, mit so viel Liebe für’s Detail, Hingabe und Symbolik, man kann nicht anders als schockiert in dem Sessel zu sitzen. Doch die tatsächlichen Auswirkungen dieser Szene, werden erst mit den nächsten Filmen spürbar.
Als letztes haben wir dann noch die bereits erwähnte klassische Riege: Han Solo und Chewbacca bekommen dabei die meiste Screentime und das ist auch gut so. Sie sind tolle Begleiter für die neuen Charaktere und bestehen ihre Aufgabe, den Stab an die nächste Generation an Helden weiter zu geben mit Bravour. General Leia ist nicht ganz so oft zu sehen, doch dafür wird sie toll eingesetzt und hat bewegende Momente. C-3PO und R2D2 sind ein schwieriger Fall. Der erstgenannte Droide ist noch gut in die Geschichte eingearbeitet und erfüllt einen Zweck. Andererseits ist R2 so gezwungen in die Handlung integriert, dass ich mich frage, warum sie ihn nicht einfach weggelassen haben. Warum ist er nicht zusammen mit Luke verschwunden und taucht im nächsten Film wieder auf? Immerhin haben wir in diesem Film BB-8, den wohl sympathischsten, witzigsten und best ausgearbeiteten Droiden der Filmgeschichte, da benötige ich nicht auch noch R2, der diese Rolle in sechs Filmen hervorragend erfüllt hat. Er hat mehr verdient, als ein reiner Deus-Ex-Machina zu sein.

Doch genug der Charaktere. Was ist noch mit Star Wars verbunden, was nicht fehlen darf? Richtig, die Musik. John Williams, der in bisher allen Filmen den Soundtrack geliefert hat, beweist wieder einmal, dass Star Wars, zumindest was die Musik anbelangt, ihm gehört. Es ist sein Baby und dies kann ihm so leicht niemand wegnehmen. Es gelingt ihm sehr gut, alte Themen aufzugreifen und doch neu zu präsentieren. Die Klänge fügen sich so natürlich in die Geschichte ein und schafft damit ein Gesamtprodukt, welches für sehr viele Gänsehaut-Momente sorgt.

Es gibt ja kaum noch große Filmproduktionen, die nicht in 3D auf die Leinwand projiziert werden. Selten hat es wirklich ästhetische Gründe, als viel mehr finanzielle. Bei Star Wars ist es für mich ein Zwitterfall aus beidem. Zum Teil funktioniert das 3D wirklich gut und die Konvertierung verleiht dem Film mehr Tiefe (ja, ich weiß, der war billig). Doch zum anderen habe ich es in den vier Besuchen, nur zwei Mal erlebt, dass kein Schatten oder Ghosting, wie es so schon heißt, ersichtlich war. An dieser Stelle muss ich dann wirklich die IMAX Kinosäle loben, da das Bild hier perfekt war. Überhaupt mag ich IMAX sehr gerne. Es verleiht der Präsentation einfach noch das gewisse etwas, das in einem normalen Kinosaal fehlt - vor allem was den Sound anbelangt.

Bevor ich jetzt aber schon zum Ende komme, sind ja erst 1800 Wörter, muss ich mich noch etwas über den tatsächlichen Inhalt des Films auslassen:

Zum einen die Technologien. Diese bauen meist logisch auf die vorherigen Filme auf, allerdings wird nicht viel neues Präsentiert. Es sind kleinere Designänderungen bei den Raumschiffen und den Stormtroopern (Spezialeinheiten bekommen zum Beispiel eine Waffe mitgeliefert, die den Lichtschwertern etwas entgegen zu setzen haben - ebenfalls ein sehr cooler Moment), doch tatsächlich neues behält man sich noch für später auf. Was dem Zuschauer wirklich auf’s Auge gedrückt wird, ist die “Starkiller Base”. Hier handelt es sich um eine Weiterentwicklung des “Deathstar” und ist auch dementsprechend größer. Die First Order hat hier einfach mal den Death Star in einen Planeten integriert und somit eine art Todesplanet erschaffen, der mehrere Ziele auf einmal ausschalten kann und durch einen nahen Stern mit Energie versorgt wird. Es sieht wirklich beeindruckend aus und ich habe nichts dagegen, dass diese Idee hier wieder aufgegriffen wurde. Für die nächsten Filme aber dann bitte keine solchen Dinger mehr - vorerst reicht es.

Auch die Laserschwerter gefallen mir gut. Zugegeben, wir sehen hier nur zwei: Lukes altes Laserschwert, welches toll eingeführt wird und diese Aura ausstrahlt, wie sie nur eine Jedi-Waffe haben kann und auf der anderen Seite Kylo Rens neues Design. Dieses ist visuell sehr beeindruckend, da die Klinge nicht so geradlinig ist wie bei Lukes, sondern es scheint zu zittern und zu wabern, ganz so als würde die Energie gleich losbrechen und alles in seiner Nähe vernichten. Diese Bedrohlichkeit ist wirklich beeindruckend und über den ganzen Film über spürbar, sobald Kylo es aktiviert.

Der Gesamteindruck des Films ist sehr positiv. Er zeigt viel gut pointierten Humor, sympathische Charaktere, tolle Musik und eine vollgestopfte Geschichte. Ich finde es gut, dass JJ und sein Team auf bekannte Elemente setzen und so einen Film präsentieren, der eine stimmungsvolle Symbiose aus alt und neu darstellt. Wie bereits geschrieben, muss sich Disney erst das Vertrauen der Zuschauer verdienen und zeigen, dass es möglich ist gute Star Wars Filme zu machen. Erst wenn dies erfüllt ist, kann man mit wirklich neuen Ideen die Geschichte auf ein neues Level heben. So wie es derzeit aussieht ist die Mission gelungen, denn “The Force Awakens” nähert sich mit großen Schritten der zwei Milliarden Dollar Marke und ich hoffe er übertrifft diese noch, denn es wird Zeit das James Cameron vom Thron verwiesen wir, immerhin ist er schon lange genug an der Spitze der Box-Office-Charts.

Somit blicken wir in eine Zukunft mit vielen neuen Star Wars Abenteuern, die nicht nur diese Geschichte weiter spinnt, sondern auch abseits der Hauptfilme das Universum erweitert, genau wie es bisher die Comics, Bücher und Spiele gemacht haben. Danke JJ, für eine neue Hoffnung…

Chris

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