Preispolitik bei Comics

“The Amazing Spider-Man #1” hat mich zum nachdenken gebracht, was die Preisgestaltung bei Comics angeht. Klar habe ich mich auch schon früher daran gestoßen, wenn Publisher (im Comic-Bereich sind es besonders die großen zwei - Marvel und DC) mehr als die üblichen 3,59€ für eine Ausgabe verlangen. Dazu kommt oft auch noch die Tatsache, dass sich nicht so einfach feststellen lässt, ob sich der Kauf lohnt oder nicht - besonders bei digitalen Käufen.

Ich habe mich sehr darüber gefreut, als ich die erste Ausgabe von “The Amazing Spider-Man” bei ComiXology sah und auf dem Cover groß angekündigt wurde, dass es sich hier um eine übergroße Ausgabe handelt. Gleich kamen mir Gedanken, dass es wohl mehr Spidey-Action, eine ausgedehntere Geschichte, mehr fantastische Zeichnungen und so weiter geben würde, eben mehr von allem was wir an Spider-Man lieben und schätzen.

Zwar kostete die Ausgabe dann gewaltige 5,49€ doch für mich war die Rechnung eine einfache: Meistens sind die übergroßen Ausgaben doppelt so lang und wenn eine normale kostet derzeit etwa 3,59€, also bekomme ich quasi zwei Ausgaben auf einmal und muss nicht erst wieder einen Monat warten. Außerdem kommt es nicht so oft vor, dass man so viel zahlen muss.

Ernüchternd musste ich dann allerdings feststellen, dass bereits nach 22 Seiten die Geschichte zu Ende war, also genauso lange dauerte, wie eine Standard-Ausgabe und der Rest eigentlich nur Werbung für die anderen Spidey-Reihen ist. An dieser Stelle musste ich mich wirklich ärgern.

Als Fan von Spider-Man möchte ich so viel von ihm lesen wie nur möglich und da es derzeit so aussieht, als ob es zukünftig fünf oder sechs einzelne Reihen geben wird, in der die eine oder andere Inkarnation eine Rolle spielen wird, muss ich mich entscheiden, was ich genau lesen möchte, denn alle auf einmal sind es mir einfach nicht Wert. Dann erwarte ich mir natürlich auch, dass ich eine übergroße Ausgabe von “The Amazing Spider-Man” bekomme, wenn es schon groß auf dem Cover angekündigt wird.

Was zu meinem Ärger noch erschwerend hinzukommt, ist, dass ich mich nun fragen muss, ob es bei den anderen Reihen, wo ich zumindest die erste Ausgaben lesen wollte (Venom, Dr. Strange, Vision, Spider-Man,...) auch so ist oder ob hier tatsächlich eine ausgedehnte Geschichte auf mich wartet. Ich bin in der glücklichen Lage, dass es wenig Auswirkungen hat, wenn ich mal einen Monat etwas mehr Geld für Comics ausgebe, doch besonders die tatsächliche Zielgruppe von Comics kann es sich nicht immer leisten. Kinder sparen ihr Taschengeld für Comics und dann fast das doppelte zu verlangen und dann nicht zu liefern ist eine Frechheit.

Man schreckt damit aber auch neue Leser ab. Viele werden sich nach einem Kinobesuch vielleicht denken, dass es doch interessant wäre, weitere Abenteuer der Helden zu lesen und dann bei einer #1 Ausgabe knappe 6€ zu verlangen ist nicht gut. Da verlange ich doch lieber den Standard-Preis, liefere im ersten Zug dafür mehr ab und interessiere die Menschen für die Geschichte. Wenn sie bleiben, habe ich neue Leser gewonnen und wenn nicht, habe ich auch nichts verloren. Stattdessen verliert Marvel mit dieser Strategie eher bestehende Leser, denn man muss sich dann doch ernsthaft überlegen, ob ich nicht sechs bis zwölf Monate auf die Trades warte.

Inzwischen gibt es aber auch noch eine dritte Möglichkeit: Marvel Unlimited. Für 50 oder 60 € im Jahr, erhalte ich auf alle digitalen Ausgaben, die älter sind als sechs Monate Zugriff und kann diese lesen. Ich werde mich nach der Einführung der neuen Comicreihen ernsthaft hinsetzen müssen und überlegen, welche zwei oder maximal drei Reihen ich monatlichen Verfolgen möchte und bei welchen meine Geduld ausreicht, um zu warten. Ich kann jetzt schon prognostizieren, dass es wahrscheinlich neue Reihen treffen wird.

Andere Comic-Verlage machen dies schon um einiges besser. Image zum Beispiel verlangt für einzelne Ausgaben 2,69€ und die Trades kosten ebenfalls nicht besonders viel. Eine “Volume 1” bekommt man immer für knapp 10€ und erst alle weiteren kosten dann 13 oder 14 €. Somit ist sichergestellt, dass ich neue Leser gewinne und wenn ich mich von der Qualität überzeugen konnte, ohne eine Menge Geld auszugeben, bin ich auch bereit etwas mehr für die kommenden Trades zu zahlen. Außerdem erscheinen bei anderen Verlagen die Trades meist einen Monat, nachdem eine Story-Arc abgeschlossen ist. Bei Marvel und DC wartet man ewig darauf und dann kosten sie auch noch eine Unmenge an Geld.

Der letzte Punkt, den ich noch anmerken möchte, ist die digitale Distribution von Comics. Es ist schön, dass diese, soweit ich das feststellen konnte, zeitgleich mit den Print-Versionen erscheinen und ich so am aktuellen Stand bleiben kann. Doch das die digitalen Ausgaben genauso viel kosten wie die Print kann ich absolut nicht nachvollziehen. Hätte ich die Möglichkeit, wäre ich schon längst wieder auf Print gewechselt, doch in Europa einen Comicladen zu finden der englische Originale verkauft, ohne horrende Lieferkosten, ist nicht möglich. Wenn diese Versionen dann zumindest DRM frei währen, doch nicht einmal das vergönnen Marvel und DC ihren treuen Lesern und Fans.

Es ist ein schwieriges Thema, welches sicher nicht bald gelöst werden wird. Doch ich hoffe, das zumindest bei den Preisen bald etwas passieren wird, denn nur durch eine gute Preispolitik kann man dauerhaft treue Leser gewinnen. So wie es derzeit gehandhabt wird, verscheucht man sowohl die bisher treue Leserschaft, als auch neue Kunden - da helfen dann auch keine großen Events, die das Universum für immer verändern werden, eher das Gegenteil ist der Fall.

bis demnächst
Chris

2 thoughts on “Preispolitik bei Comics

  1. Patrick

    Hallo,

    ich kann deine Gedanken nachvollziehen und habe auch mehrfach festgestellt, dass die Hefte teilweise einfach zu teuer sind. Klar, in den 90ern waren es 3,90DM, nun 3,20 (Beispiel an den Simpsons Comics). Irgendwo muss der Verlag auch noch verdienen, zumal der Printbereich scheinbar nicht gerade rosig aussieht.

    Wenn die Story in einem durchschnittlich 50-Seiten Comic aber nach 22 Seiten schon beendet ist und der Rest mit Werbung aufgefüllt wird, finde ich es auch schlicht und einfach frech.

    Ich bin übrigens kein Freund von "E-Comics", da ich die Hefte gern im Regal stehen habe. Hier ist es aber ähnlich wie bei den normalen E-Books. Preis ist nahezu identisch mit der Printversion. Nachvollziehbar ist es für mich auch nicht...

    Grüße,
    Patrick

    Reply
    1. Chris

      Post author

      Das stimmt, der Print-Bereich ist auch bei Comics, zumindest gefühlt, im Rückgang - die Verlage veröffentlichen keine Zahlen bzgl. Print vs. Digital.
      Ich würde auch lieber die Hefte im Regal stehen haben, aber die Versandkosten von den englischen Comics ist dann doch sehr hoch - auch wenn man sie aus England bestellt. Hast du hier eine günstigere Alternative? Meine Alternative zu einzelnen digitalen Ausgaben ist auf den Trade zu warten und den dann bei Amazon oder anderen Quellen zu bestellen, aber wer will denn schon immer so lange warten...

      Reply

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *