Jurassic World

Der Trailer von Jurassic World hat mich anfangs zwar etwas begeistern können, doch die überdramatisierten Szenen wurde ich mit der Zeit leid und als im zweiten Trailer Chris Pratts Charakter angefangen hat Raptoren zu bändigen war die Hoffnung dahin. Eine Chance habe ich den Film trotzdem gegeben, denn ich wollte endlich einmal Dinosaurier auf der großen Leinwand sehen.

  • Regisseur: Colin Trevorrow
  • Musik: Michael Giacchino
  • Drehbuch: Colin Trevorrow, Michael Crichton, Rick Jaffa u.a.
  • Besetzung: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Ty Simpkins, Nick Robinson, Vincent D’Onofrio

Jurassic Park war einer DER Filme meiner Kindheit. Ich habe ihn mir immer wieder gerne angesehen. Richard Attenborough als John Hammond strahlt diese kindliche Faszination von Dinosauriern aus, die manche von uns mit den Jahren zu verlieren scheinen. Der Schauspieler strahlt soviel Freude und Charisma aus, außerdem hat er etwas Großväterliches an sich, womit man ihn nur mehr sympathisch finden kann. Mit ihm durch den Park zu gehen, die Labore zu besuchen und allein der zu Beginn dargestellte Einführungsfilm sind einfach fantastisch. Dazu kommen noch der typische Paläontologe Dr. Alan Grant, dargestellt von Sam Neill, Jeff Goldblum, Laura Dern, die Kinder usw. Ich verbinde keine schlechten Gedanken oder Erinnerungen mit Jurassic Park. Der Film ist einfach perfekt. Der Soundtrack einprägsam, die Kulissen gut gewählt und die animatronischen Dinosaurier wirken so echt, wie es zu der Zeit nur möglich war. Nun widmet sich ein neuer Regisseur diesem kostbarem Material (die Sequels lasse ich bewusst außen vor) und ich bin skeptisch und vorsichtig. Kann Trevorrow den Flair und die schiere Freue an Dinosauriern so transportieren, wie es Steven Spielberg 1993 mit seinem Film bewerkstelligt hat?

“The key to a happy life is to accept you are never in control.” - Masrani

Eines der ersten Dinge die mir sehr positiv an dem Film aufgefallen sind, ist die Musik. Michael Giacchino hält sich erstaunlich genau an die tolle Vorlage des Originals von John Williams. Allein die nur von einem Piano eingespielten, typischen Melodien wecken die Freude des alten Filmes. Auch der Einsatz des Soundtracks ist nie wirklich übertrieben oder zu viel - er untermalt einfach nur die Geschehnisse.

Die Charaktere haben mir auch gut gefallen. Vielleicht nicht immer wie sie geschrieben sind, aber die Darsteller sind ein großer Gewinn für den Film. Allen voran Chris Pratt. Eigentlich dachte ich mir nicht, dass ich ihm den Wissenschaftler und Paläontologen abkaufen werde, aber die Tatsache, dass er eigentlich ein Navy Soldat ist, der mit Raptoren trainiert, funktioniert im Film erstaunlich gut. Die Autoren machen es zu einem plausiblen Fakt. Sie wurden von Geburt von Owen betreut und haben ihn als ihr Alpha-Tier akzeptiert. Der Charakter von Claire ist mir zu sehr der Workaholic Typ, die auch mal die Familie links liegen lässt bzw. ihrer Assistentin übergibt. Sie darf aber auch ihre guten Momente haben - von denen es doch einige gibt, in denen sie unter anderem als kleiner Badass dargestellt wird. Und mal ehrlich, wer mit Stöckelschuhen den gesamten Film über vor Dinosaurier davonlaufen kann und durch den Dschungel stapft, der hat schon ein klein wenig Respekt verdient. Weniger gut, haben mir die Momente von ihr gefallen, die sie naiv darstellen, dies geht aber schnell wieder vorbei. Auch wenn ich Kinder normalerweise für problematisch in Filmen halte und gerne darum bitte sie sparsam einzusetzen, machen sich die Brüder erstaunlich gut - auch wenn es die typische Konstellation: von Dinosauriern fasziniertes viel zu junges Genie und desinteressierter Teenager, der schüchtern Mädchen nachblickt. Aber auch diese beiden Figuren funktionieren im Film und das liegt nicht nur an der Darstellung der Jung-Schauspieler, sondern auch daran wie sie agieren dürfen. Da sie relativ früh auf sich allein gestellt sind und nicht mit “den Erwachsenen herum lungern” müssen, entstehen keine peinlichen Fremd-Schäm-Momente. Der Leiter bzw. Besitzer des Parks, Masrani, ist ein reicher, etwas zu naiver Charakter. Seine Begeisterung führt im Prinzip zu dem Debakel - allerdings rettet er später den Tag und hat ein paar gute Auftritte. Vincent D’Onofrio verkörpert den Part des unsympathischen Schlägers, der die Raptoren als Waffe im Krieg einsetzen möchte perfekt. Alles in allem eine tolle Besetzung.

Nun zum wichtigsten Part: den Dinos! Diese sind dank modernster Tricktechnik fantastisch Gelungen. Zwischendurch, wenn zum Beispiel nur Köpfe oder Körperteile gezeigt werden, wurden, soweit ich das beurteilen kann, auch gerne mal handgemachte “Puppen” verwendet. Diese Mischung aus praktischen und digitalen Effekten funktioniert wunderbar und lässt den Park um einiges realistischer wirken. Für mich hat der Film aber ein ähnliches Problem wie der neueste Godzilla (auch wenn es in Godzilla um einiges nerviger war) - es sind einfach zu wenige Dinosaurier im Bild. Wenn ich mir einen Film mit dem Namen Jurassic World ansehe und am Anfang gesagt wird, dass es 17 verschiedene Arten gibt, dann möchte ich diess auch sehen und nicht nur die Hälfte, so wie es den Anschein hatte. Zu oft werden Reptilien durch Fenster oder aus der Perspektive der Kinder gezeigt. Besonders die Pflanzenfresser kommen zu kurz. Dies wäre ein Punkt, den ich mir für den nächsten Teil wünschen würde. Mehr Großaufnahmen von den Dinos. Aber ich muss auch sagen, dass wenn sie im Bild sind wirklich überzeugen - einfach toll!

Was mich auch überrascht hat, ist die Mischung von Stilen, die auch schon den ersten Teil so faszinierend gemacht haben. Es gibt nicht nur die leichten Szenen mit Humor und Parkbesichtigung, sondern auch Horrorelemente, wenn Nachts im Dunkeln der Indominus Rex gejagt wird. Diese Szenen sind gut gemacht und spannend. Auch wird der “Haupt-Dino” nicht zu früh enthüllt, seine Präsentation aber auch nicht zu lange nach hinten geschoben. Die Verantwortlichen schaffen es die richtige Balance zu halten, auch wenn es manchmal etwas kitschig wird.

Jurassic World ist ein solider Film, der mir die Faszination an Dinosauriern wieder gegeben hat. Mir hat es besonders das schwimmende Exemplar angetan, den wir auch schon in den Trailern des öfteren gesehen haben. Wenn er das erste Mal hochspringt und sich seinen Hai schnappt, würde ich am liebsten mit auf der Tribüne sitzen. Doch der Hammer kommt er danach: Die Tribünen mit den Zuschauern werden nach unten gefahren und das komplette Reptil kann in seinem Becken beobachtet werden. Atemberaubend. Ihn noch öfter zu sehen, in freier Wildbahn, auf der Jagd nach Haien, Oktopoden und U-Booten wäre mein Traum für die Fortsetzung - welche nach über 500 Mio. $ am ersten Wochenende nur mehr eine Frage der Zeit sein dürfte.

Die folgenden Absätze enthalten Spoiler zum Film, also falls ihr ihn noch nicht gesehen habt und euch überraschen lassen wollt, liest diese später nach:

Auf zwei Dinge möchte ich noch eingehen. Dabei handelt es sich zum einen um etwas positives und zum anderen um etwas negatives. Es hält sich also schön die Waage und weil es Tradition ist (glaube ich zumindest), fange ich mit dem Negativen an.

Claires Assistentin. Eine, so wie sie dargestellt wird, überforderte junge Frau, die darauf hofft, eines Tages größeres in ihrem Leben zu machen. Doch als die Neffen von Claire zu Besuch kommen werden diese ihr kurzerhand angedreht und sie hat keine Ahnung was sie machen soll. Das ist aber noch nicht genug und so ist ihr Schicksal im Film wie folgt: als die Flugsaurier durch einen Hubschrauberabsturz aus ihrem imposanten Käfig entkommen und den Park mit den Menschen angreifen, wird sie kurzerhand von einem der Viecher geschnappt. Doch anstatt einfach gefressen zu werden, kommt ein zweiter hinzu und die beiden kämpfen ein wenige um sie - dabei bleibt sie wundersamer Weise bei Bewusstsein, da keiner der beiden Dinosaurier dazu kommt, ihr das Genick zu brechen bzw. sie kurzerhand zu töten. Als schließlich einer gewinnt, fliegt er zufällig über das Wasserbecken und wird von meinem Favoriten verschlungen. So ein grausames Schicksal hat die Dame wirklich nicht verdient. Sie tut mir geradezu leid - eine Schande!

Nun zu etwas positivem: Dem Finale. Das ist einfach großartig. Als alle Hoffnung zu überleben dahin sind und nur noch ein Raptor (die mir im Laufe des Films immer sympathischer geworden sind) zwischen unseren Protagonisten und dem Indominus Rex steht, ergreift Claire die Initiative und lässt ein Monster frei, um ihr erschaffenes Monster zu besiegen: den Tyrannosaurus Rex! Als dieser im Bild auftauchte und mit einem kongenialen Shot aus seinem Käfig stolziert, konnte ich nicht anders als breit zu grinsen und eine Gänsehaut breitete sich über meinen Körper aus - ich hätte beinahe geklatscht, aber dann viel mir doch noch ein, dass ich im Kino sitze. Irgendwie war zwar klar, dass er gewinnen würde, doch der Kampf war fantastisch und ein Nerd-Traum wurde endlich war! Gemeinsam mit dem Raptor kämpft der T-Rex gegen das Labor-Monster und dabei vernichten sie alles, was ihnen in die quere kommt. Es wird gebissen, gekratzt, geworfen und gesprungen was das Zeug hält und ich hätte noch viele weitere Minuten dem Kampf zusehen können. Die letzte Szene des Films, zeigt dann auch, wie der triumphierende T-Rex auf eine erhöhte Landeplattform steigt, sein Reich betrachtet und brüllt. Wahnsinn! Allein mit dieser Szene hat mich Trevorrow von seinem Jurassic World überzeugt. Der T-Rex ist und bleibt der König auf dieser Insel! Bitte kommt bald der nächste!

bis demnächst
Chris

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