Hannibal Season 2

In Staffel zwei von Hannibal spielt das “Baltimore State Hospital for the Criminally Insane” eine wichtige Rolle und für uns Zuschauer spiegelt sie etwas wieder, was wir aus dem Filmen mit Sir Anthony Hopkins nur all zu gut kennen. Hier jedoch ist es nicht Hannibal, der hinter Gittern sitzt, sondern Will Graham muss sich auf der falschen Seite wieder finden...

  • Based on Characters from _Red Dragon_ by Thomas Harris
  • Developed by Bryan Fuller
  • Starring: Hugh Dancy, Mads Mikkelsen, Caroline Dhavernas, Hettienne Park, Laurence Fishburne
  • Composer(s): Brian Reitzell
  • Cinematography: James Hawkinson, Karim Hussain
  • Erstveröffentlichung: 28. February, 2014 auf NBC
Quelle: filmfutter.com

 

Am Ende der letzten Staffel haben wir traurig mit ansehen müssen, wie der mit Enzephalitis erkrankte Will Graham abtransportiert wurde. Seine Hunde, welche einem auch ans Herz gewachsen sind, kommen gnädiger Weise bei Alana unter. Nun muss er von dieser Position aus versuchen, das Spiel von Hannibal umzudrehen, was sich allerdings als schwieriger erweist, als gedacht.

Mich hat an dieser Stelle überrascht, wie viele Besucher Will in dieser Anstalt haben darf. Zugegeben, es sind alles keine wirklichen persönlichen Besuche, sondern FBI, Psychiater und Reporter wechseln sich in einem ständigen Händeklatschen ab, doch trotzdem verliert man etwas das Zeitgefühl und es scheint so, als ob er jeden Tag, ein oder zwei Besucher bekäme. In den geschätzten sechs Wochen, die er in der Anstalt verbringt, macht er sich einen durchaus interessanten Freund: nämlich einen Pfleger, der selbst gut beraten wäre, bei einigen Sitzungen teilzunehmen. Er entpuppt sich als Fan von Wills angeblichen Morden. Kurzerhand bekommt er auch den Auftrag Hannibal zu töten und auch wenn es als Zuschauer klar ist, dass der Psychiater den Anschlag überleben wird, der übrigens hervorragend inszeniert ist, so kamen doch ein paar Zweifel auf.

Die Psycho-Spielchen gehen also weiter, nur das Will wieder genesen ist. Dies ist eine willkommene Abwechslung und man kommt endlich in den Genuss sein komplettes Kaleidoskop an Fähigkeiten zu erleben. Er kämpft so erbittert um seine Glaubwürdigkeit, dass es einem das Herz zerreißt, wenn ihm so manche Personen einfach nicht glauben wollen, was in Anbetracht der Beweise, die gegen ihn vorliegen, auch nicht wirklich überrascht. Doch zur Mitte der Staffel wird es dann doch etwas ermüdend, wenn zum fünften Mal jemand Zweifel an Hannibal bekommt und schnurstracks kommt ein Beweis für das Gegenteil. Dies wiederholt sich einige Male und wird irgendwann langweilig - es scheint fast so, als ob sie die Staffel gezwungenermaßen auf dreizehn Folgen bringen wollten, aber keine Idee mehr hatte, wie sie Will in der Psychiatrie halten könnten.
Während seines Aufenthalts dort, wird auch noch eine ikonische Szene aus den Filmen nachgestellt. Als die Agentin und mal wieder einer meiner Lieblingsfiguren ermordet wird, nämlich Beverly Katz, wird Will mittels einer modifizierten Schubkarre zum Tatort transportiert. Dabei hat er nicht nur die typische Ich-hab-mich-lieb-Jacke an, sondern auch eine Variante des Hannibal-Beißschutzes. Auch wenn dies etwas übertrieben ist und er auch gleich von Jack befreit wird, gefällt mir der Moment sehr gut.

Als nächstes steht die Gerichtsverhandlung an, die durch Hannibal ein spektakuläres Ende findet. Sie ist auch einer der Schwachpunkte dieser Staffel. Oft frage ich mich, warum der Rechtsanwalt von Will keinen Einspruch erhebt und wie der Richter so voreingenommen ihm gegenüber sein kann. So erscheint dieser Prozess weniger wie eine Verhandlung nach dem Motto “Unschuldig bis zum Beweis der Schuld”, als vielmehr eine Art lästige Pflicht, um ihn endgültig wegsperren zu können.

Umso interessanter und spannender ist dann die zweite Hälfte der Staffel. Will wird wieder Hannibals Patient, was schon absurd genug ist, doch dann beobachtet man auch noch Will, Hannibal und Jack bei einem gemeinsamen Dinner und als Zuschauer sitzt man wie gelähmt, aber auch äußerst gespannt am Bildschirm und kann nicht glauben, was sich gerade abspielt. Alle drei scheinen doch zu wissen, wo sie stehen und müssen nun durch geschickte Schachzüge einen Gewinner aus dem Ganzen herausfinden. Dies wird so überzeugend dargestellt, dass ich mich oft fragte, wer jetzt wirklich auf wessen Seite steht. Besonders nachdem Will einen ehemaligen Patienten von Hannibal ermordet, der übrigens sein eigenes Spin-off verdient hätte (zumindest eine kurze Staffel, denn dieser interessante Charakter, so unbeholfen er auch dargestellt wurde, wurde viel zu schnell verfeuert), wächst der Zweifel an seiner Loyalität zu Jack.

Doch der absolute Kracher war, als Freddie scheinbar von ihm ermordet und danach gemeinsam mit Hannibal verspeist wird. Ich war mir bis zum Ende nicht sicher, ob es nun tatsächlich passiert oder nicht. Freddie ist ein schwieriger Charakter der Serie. Auch wenn ich nie wirklich mit ihr warm geworden bin, da sie mir immer zu nervig dargestellt wurde, gehört sie doch zum Cast dazu und hat eine spannende Entwicklung durchgemacht.

An dieser Stelle möchte ich auch das immer wiederkehrende Motiv des schwarzen Mannes mit dem Geweih ansprechen. Dieser wird so geschickt und auch kreativ in die jeweiligen Situationen gepackt, dass es immer wieder faszinierend ist zu beobachten und zu spekulieren, wo er als nächstes auftauchen könnte. Ich frage mich dann immer, wofür er stehen mag. Zum einen ist klar, dass er Hannibal repräsentiert und immer dann auftaucht, wenn ihm ein Mord zugeschrieben werden soll, doch was steckt weiter dahinter? Ist er eine Art Anker für Will - quasi die geistige Unterstützung, um das reale von seinen Visionen zu trennen? Auf jeden Fall eine spannende Figur, die immer wieder fasziniert.

Damit beschließen wir die etwas schwächere, zweite Staffel von Hannibal, die mit einem fantastischen Finale aufwarten konnte. Wie mag es wohl weitergehen?

bis demnächst
Chris

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