Batman v Superman

oder: Wie viele Comic-Vorlagen passen in einen Film?

Dieses Review kann Spuren von Spoiler enthalten!

Quelle: cdn.bleedingcool.net

Man nehme eine große Portion The Dark Knight Returns, mische es mit The Death and Return of Superman und gebe eine Handvoll Justice League Comics hinzu. Zum Abschmecken dann noch eine Prise Batman Year One und ein beliebiges Darkseid-Prequel-Comic, je nach Geschmack. Was natürlich bei so einem Schmankerl auch nicht fehlen darf, ist Zack Snyders Geheimzutat und Masturbationsvorlage: Slow Motion!

Wie erwähnt, basiert die Geschichte von Batman v Superman zum großen Teil auf den 1986 erschienen Comic The Dark Knight Returns, dem von Frank Miller geschriebenen und gezeichneten Meisterwerk. Immer noch gilt es als eines DER Werke, die Batman für die Zukunft geprägt haben. Ein alter und eigentlich in Rente gegangener Bruce Wayne, macht sich dort noch einmal auf, um gegen das Kriminelle in Gotham vorzugehen und endet schließlich mit einer großartigen Auseinandersetzung mit Superman. Allein dies in einem Live-Action-Film umzusetzen wäre fantastisch gewesen. Doch es kam anders. Immerhin soll der Film nichts weniger als das gesamte Cinematic Universe von Warner Bros. starten. Eine gewaltige Aufgabe. Und so hat man sich wohl gezwungenermaßen dazu entschlossen, sehr sehr viel, zu viel in diesen einen Film zu stecken. Doch alles der Reihe nach.

“And now, you will fly to him, and you will battle him to the death. Black and blue. Fight night. The greatest gladiator match in the history of the world. God versus man. Day versus night! Son of Krypton versus Bat of Gotham!” - Lex Luther

Machen wir eine kurze Reise zurück ins Jahr 2005. Vor zehn Jahren hat uns Christopher Nolan Batman Begins geschenkt. Dieser Film erzählt wie kein anderer zuvor eine perfekte Origin-Story für den dunklen Ritter. Alle wichtigen Elemente werden aufgegriffen, die Charaktere werden super entwickelt, die Gegner sind klasse gestaltet und Gotham wirkt zum Greifen nahe. Später wurde die Geschichte in der Serie Gotham noch einmal aufgewärmt und ebenfalls gut erzählt. Sie bildete einen Startschuss für eine etwas andere Batman-Serie. Mittlerweile sollte also jeder die Geschichte, wie Bruce Wayne zur Fledermaus wurde kennen und in allen Farben des Spektrums rekonstruieren können - besonders diejenigen die sich auch Batman v Superman ansehen kann man wohl zu dieser Gruppe zählen. Zack Snyder hat sich trotzdem dazu entschlossen der Ermordung von Bruce Eltern seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Gleich die erste Sequenz beschäftigt sich mit unfassbar langsamer und langgezogener Slow Motion diesem schrecklichen und zugleich prägenden Ereignis. Die Sequenz zeigt aber auch, dass sich hier eine Art Spider-Man-Effekt einstellt: Die Origin-Story wurde einmal zu oft erzählt. Es werden keine neuen Aspekte hinzugefügt, es fehlt der emotionale Kontakt zu den Protagonisten und als Zuschauer hofft man nur, dass es bald vorüber ist.

Was als nächstes folgt, ist dafür die wohl beste Einführung eines erwachsenen und erfahrenen Bruce Wayne: Wir steigen direkt in den finalen Kampf von Man of Steel ein und Bruce fährt mit seinem Wagen durch Metropolis, direkt in die Staub- und Schuttwolken der Zerstörung hinein. Er wirkt heroisch, selbstlos und am Ende, als er ein kleines Mädchen vor dem sicheren Tod rettet und es in den Armen hält, sieht man den Zorn und die Wut in seinen Augen. Sein nächstes Ziel steht fest: Superman neutralisieren.

Eine stringente, gut erzählte Geschichte, die den Zuschauer mit den Charakteren mitfühlen lässt und die einzelnen Schritte logisch miteinander verknüpft, sucht man in den ersten 60 bis 75 Minuten vergeblich - vielleicht sogar den ganzen Film über. Vielmehr ist es eine Art best-of von Bruce nächtlichen Albträumen, die recht gut umgesetzt sind und einem verbitterten, seltsamen Superman, sowie Abenteuer von Lois Lane, die wahrscheinlich nur dazu geschrieben worden sind, dass sie etwas mehr Screentime bekommt und die Zuschauer sie nicht vergessen. Als es dann schließlich langsam darauf hinausläuft, dass Superman gegen Batman antreten soll, um seine Mutter vor Lex Luther zu retten, nimmt die Geschichte endlich etwas an Fahrt und Spannung auf. Auch wenn meiner Meinung nach ein sehr guter Augenblick verschenkt wurde, um Aquaman zumindest einen kurzen, echten Auftritt zu schenken, verläuft der Film ab der hälfte deutlich besser.

“Twenty years in Gotham. How many good guys are left? How many stayed that way? He has the power to wipe out the entire human race. I have to destroy him.” - Bruce Wayne

Zu den besten und von mir persönlich die am meist ersehnteste Szene, ist der Kampf zwischen Batman und Superman. Dieser geht eine Trainingsmontage von Bruce Wayne voraus, in der Ben Affleck deutlich zeigt, dass er es sich nicht nur verdient hat, den Charakter darzustellen, man sollte sich ihm schon gar nicht in die Quere stellen. Gewichte werden gestemmt, geschoben, geworfen und geschlagen was das Zeug hält. Es ist eine brachialer Zusammenschnitt aus purem Willen Superman zu besiegen. Dieser weiß noch nichts von seinem Glück, bald sehr viel Kryptonit in verschiedenen Formen verabreicht zu bekommen. Auch wenn der Man of Steel den dunklen Ritter mit einem Fingerschnippen vernichten könnte, unterschätzt er dessen Kalkül deutlich und steckt dafür eine Menge Prügel ein. Es ist eine fantastisch gemachte Sequenz, denn dieser Superman hat nichts anderes verdient.

Es ist ein Superman, der zwischen Depressiv und Verbittert zu schwanken scheint. Die Beweggründe dafür sind mir ehrlich gesagt nicht ganz klar geworden. Ist es wegen des Kampfes mit Zod und das er ihn töten “musste”? Ist es wegen der Ablehnung von so vielen Menschen? Ist er einfach nur mit der Gesamtsituation unzufrieden und weiß nicht was er will? Es wird nicht deutlich und er spricht auch nicht sehr viel. Diese Version von Superman ist noch enttäuschender als diejenige aus Man of Steel. Somit war es dann ganz gut, dass ihm Batman eine Lektion erteilt.

Den Batman den wir hier erleben ist seit 20 Jahren im Dienst . Er hat schon einiges mitgemacht und verlor den ein oder anderen Verbündeten an verrückte Clowns und andere Schurken. Er scheint seinen Ursprünglichen Antrieb, in der Welt etwas ändern zu können, verloren zu haben, kann aber doch nicht aufhören. Die Dialoge mit Alfred (Jeremy Irons) sind bewegend und toll geschrieben. Außerdem sind die Kämpfe und Einsätze, die er im Laufe des Films absolviert, angsteinflössend gemacht und vermitteln einen gespenstischen Eindruck, von einem Batman, der tut was immer notwendig ist, um sein Ziel zu erreichen. Dabei ist es gewöhnungsbedürftig zu sehen, wie diese Inkarnation auch vor Folter und Mord nicht zurückschreckt. Allerdings passt es zum Gesamteindruck. Es ist ein stimmiges Konzept und Ben Affleck verkörpert diese innere Zerrissenheit bravourös - ein eigenständiger Batman-Film mit ihm kann nicht früh genug kommen.

Sprechen wir nun über andere Charaktere, die ebenfalls im Film auftauchen: Lois Lane (Amy Adams) möchte ich hier nicht weiter eingehen, da sie eigentlich nichts weiter als eine immer wieder eingesetzte Ex-Machina ist und sie schon genug Lebenszeit von mir verschwendet hat. Wäre sicher eine interessante Entwicklung gewesen, wenn nicht Zod, sondern sie in Man of Steel gestorben wäre. Dann könnte Warner nun die Injustice Comics umsetzen, was ziemlich cool wäre und durchaus in diese Welt passen würde, aber das ist eine andere Geschichte. Stattdessen wäre es um einiges besser gewesen Perry White (Laurence Fishburne) mehr Screentime zu verschaffen. Er ist witzig, lockert das ganze düstere Desaster etwas auf und versprüht sehr viel Charme - bitte mehr davon!

Lex Luther ist ein Charakter, der sich noch nicht wirklich gut einschätzen lässt. Er wirkt wie eine light-Version des Jokers, nur mit mehr Geld und anderen Zielen. Jedoch stellt ihn Jesse Eisenberg gekonnt dar und insgesamt wirkt er für den Film passend.

Die Cameo-Auftritte von Flash, Cyborg und Aquaman sind eigentlich nicht der Rede wert und so unnütz wie die erste Sequenz des Films. Wonder Woman hingegen ist wirklich fantastisch. Ihr erster Auftritt auf der großen Leinwand meistert sie bravourös und mit Gal Gadot hat das Studio eine Schauspielerin engagiert, die perfekt zum Charakter passt. Dafür hat sie sich dann in der Vorstellung auch den ein oder anderen Szenenapplaus verdient. Richtig Gänsehaut hat dann die Stelle beschert, wo sie mit Superman und Batman in Bild zu sehen ist und gemeinsam gegen Doomsday kämpfen. Wirklich fantastisch.

“That's how it starts. The fever, the rage, the feeling of powerlessness that turns good men... cruel.” - Alfred

Kommen wir etwas zur Aufmachung und Technik des Films. Der durchgehende Sepia-Filter, den Zack Snyder wohl besonders lieb hat, ist nach einer Stunde wirklich anstrengend zum zusehen und man wünscht sich Farben zurück. Sei es ein saftiges grün für das Gras oder auch nur ein schönes helles blau für den Himmel. Doch irgendwann akzeptiert man den Eindruck, den dieser Filter vermittelt und beginnt langsam zu verstehen, warum alle Menschen in dieser Welt so schlecht gelaunt sind.

Hans Zimmer trägt dann den Rest dazu bei, dass man sich mit Rasierklingen in eine schöne Badewanne legen möchte. Die Musik ist zu laut, zu dominant, zu episch und einfach nur zu viel da. Sie schürt Erwartungen, die nicht eingelöst werden, drückt die Stimmung, wo es nicht notwendig wäre und irgendwann möchte man sie gemeinsam mit dem Filter einfach nur mehr abschalten. Wenn man als Zuschauer erleichtert ist, jedes mal wenn die Musik leiser wird oder ganz aufhört, dann ist irgendetwas falsch gelaufen und man muss es sich wirklich nochmal überlegen, den Film später auf Blu-Ray nochmal anzusehen. Besonders wenn Snyder seine Drohung wahr macht und einen drei Stunden Directors Cut beifügt.

Dahingegen sehen die Effekte an sich beeindruckend aus, aber dies gehört ja mittlerweile zum Standard. Wenn ein Film an die 250 Millionen Dollar kostet und dann keine guten Effekte aufweisen kann, ist irgendwas ziemlich falsch gelaufen. Allerdings können gute Effekte nicht über die restlichen Schwachpunkte hinwegtäuschen.

“Tell me. Do you bleed?” … “You will.” - Batman

Soll man sich nun Batman v Superman ansehen oder nicht? Diese Frage lässt sich abschließend nicht so einfach beantworten. Zum einen gibt es einen wirklich gut dargestellten Batman, den man sich in einem eigenen Abenteuer wünscht. Zum Anderen gibt es einen derart verunstalteten Superman, dass man froh ist, wenn er vom dunklen Ritter verprügelt wird. Der Film ist eine konstante Abwechslung zwischen stark inszenierten Szenen, die die Charaktere strahlen lassen und enttäuschenden Momenten, wo man nur den Kopf schütteln oder ihn besser gegen die Wand schlagen möchte.

Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem ich hoffe, dass das Studio jemand anderen an die restlichen Filme ran lässt und Zack Snyder ersetzt. Seine Filter, Slow Motion und teilweise seltsamen Inszenierungen passen für mich nicht mehr zu dieser Welt. Außerdem muss das Studio einsehen, dass sie sich mit dem Zwang, unbedingt Marvel Konkurrenz machen zu wollen, nur selbst schaden (dazu gibt es morgen einen gesonderten Artikel).
Als sehenswert kann man den Film auf jeden Fall einschätzen, da er interessante Aspekte anspricht und am Ende zumindest dazu führt, dass man sich die ganzen Comic-Vorlagen über diverse Anbieter bestellt, um die echten, originalen und fantastisch geschriebenen bzw. gezeichneten Geschichten zu lesen.

Als nächstes steht Suicide Squad auf den Plan. Auch wenn die Erwartungen nun etwas vorsichtiger geworden sind, sollte dieser Film erfrischend anders sein. Es bleibt in jedem Fall spannend, wie es weiter geht mit dem Cinematic Universe von Warner Bros. und DC.

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